Jonas Wolf
Heldenwinter
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»Heldenwinter« von Jonas Wolf
Als der Halbling Namakan und sein Ziehvater Dalarr von ihrer Reise zurückkehren, finden sie ihr Zuhause auf den Immergrünen Almen, die sie für so sicher gehalten hatten, verwüstet, ihre ganze Familie grausam ermordet von Waldur und seinen Reitern.
Dalarr schwört Rache zu nehmen an Waldur, dem Ritter in Weiß, und Arvid, dem grausamen König des Reichs. Namakan folgt ihm, merkt aber bald, dass sein Meister viele Geheimnisse hütet. Die beiden begegnen auf ihrer Reise Anderen, die unter der Grausamkeit des Herrschers zu leiden hatten und sich ihrer Sache anschließen. Der Weg ist nicht leicht. Sie müssen sich durch die Wildnis schlagen, vor Spinnen fliehen und Steinstatuen bekämpfen. Intrige, Verrat, Liebe und Abenteuer verbinden sich in dieser Geschichte, in deren Verlauf immer neue Hintergründe aufgedeckt werden. Mehr und mehr muss Namakan sich fragen, wie viel er eigentlich über seinen Meister weiß.
Meinung
Dass „Heldenwinter“ ein Debüt-Roman ist, merkt man weder Schreibstil noch Inhalt an. Die Handlung ist logisch, gut strukturiert und flüssig zu lesen. Gespräche und Erzählungen der Figuren wechseln sich gleichmäßig mit Action-Szenen ab, sodass Abwechslung und Spannung gegeben sind. Es werden so viele Hintergrundinformationen nachgetragen, dass man nicht wirklich von epischer Breite sprechen kann, da die Haupthandlung etwa genauso viel Raum einnimmt wie die Erzählungen der Gefährten. Dies stört allerdings nicht. Was mich gestört hat, waren die schlüpfrigen Kommentare, die der Autor als Humor-Einlage in die sonst sehr ernste Erzählung eingebaut hat – sie hätte man besser weggelassen, denn lustig waren sie nicht.
Zu der Sprache, die meiner Meinung nach gut zum Erzählten passt, ist noch erwähnenswert, dass der Autor viele Ausdrücke seiner erfundenen Sprache einfügt. So findet er eigene Ausdrücke für die Waffen, erfundene Wesen sowie Ausdrücke und Schimpfwörter. Manchmal hätte ich mir etwas weniger gewünscht, oder dass diese mehr Erläuterung finden würden, aber immerhin gibt es ein Glossar zum Nachschlagen. Eine Karte und ein Personenregister sind übrigens auch vorhanden.
Was die Figuren angeht, war ich etwas enttäuscht. Der Roman beginnt mit einer idyllischen Szene von der Mutter Namakans und seinen Zieh-Geschwistern. Man fühlt schon auf der ersten Seite Atmosphäre und hat das Gefühl, die Figuren könnten einem bald sympathisch werden – doch wird diese nur genutzt, um die Grausamkeit der „Bösen“ zu verdeutlichen, welche die Unschuldigen gewissenlos töten. Über die eigentlichen Figuren erfahren wir meist nur ihre Vergangenheit, und dazu kommt, dass die beiden Wanderer auf ihrer Reise ständig neue Mitglieder aufnehmen, deren Geschichte sie dann auch ausschließlich definiert. Sie sind relativ statisch: so gibt es einen ewig jammernden Zwerg, eine nur in Fragen sprechende Halbelfe, einen Adligen, der sich jede Nacht in ein Nagetier verwandelt und so fort. Darum sind sie mir nicht großartig ans Herz gewachsen, und darum fiel es mir auch nicht schwer, das Buch zur Seite zu legen.
Die Welt in „Heldenwinter“ ist gut gelungen, kein Zweifel, doch die Parallelen zu Tolkiens Werk und Howards „Conan“ sind eindeutig. Der Autor bleibt für meinen Geschmack zu sehr seinen Vorbildern verhaftet, ohne deren Größe zu erreichen.
Fazit
Der Autor bedient sich spürbar bei Tolkien und Howard, bringt aber auch genug eigene Ideen bei. „Heldenwinter“ ist ein unterhaltsamer, in sich abgeschlossener Roman ohne technische Mängel. Wer besonders Wert auf Charaktergestaltung legt oder mit der Komplexität eines Tolkien rechnet, könnte jedoch enttäuscht werden.