Eva Siegmund
Pandora - Wovon träumst du?
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»Pandora - Wovon träumst du?« von Eva Siegmund
Handlung
Es ist das Jahr 2031 in Berlin und zwei Mädchen treffen sich bei einer Testamentsvollstreckung. Die schüchterne Sophie hat lange gespart, um sich einen SmartPort einsetzen zu lassen. Es ist nur ein Werbegerät, das ihr altes Smartphone ersetzt und ihr im Traum Werbung zeigt. Liz dagegen ist ein forsches Mädchen aus reichem Haus mit kurzem roten Haar. Nun erfahren Sie etwas Unglaubliches: sie sind Zwillingsschwestern und wurden bei der Geburt getrennt, da der Vater ein Mörder sei. Noch dazu soll ihr leiblicher Vater die Mutter getötet haben und kürzlich im Gefängnis gestorben sein.
Da fängt Sophies SmartPort plötzlich an, ihr Albträume über den Tod der Mutter zu senden. Die beiden Schwestern begeben sich auf die Suche nach der Wahrheit über die Eltern. Sophie wird langsam klar, dass der SmartPort, den sie unbedingt haben wollte, nicht so harmlos ist.
Analyse
Schnell fällt beim Lesen auf, wie wenig das Buchcover zur Geschichte passt: „Pandora – wovon träumst du“ von Eva Siegmund ist ein Jugendroman mit Elementen aus Dystopie, Liebesgeschichte und ein wenig Familiendrama. Von schönen Kleidern und Prinzessinnen ist weniger die Rede, als von Abenteuern, dunklen Machenschaften und unheilvoller Technik.
Das Buch vermag den Leser durchaus zu unterhalten, es wird selten langatmig, auch wenn die Handlung ab einem gewissen Punkt vorhersehbar verläuft und einige Charaktere recht klischeehaft gestaltet sind. Das Familiendrama, das die ersten Kapitel einnimmt, ist schnell wieder vergessen. Auch die Liebesgeschichte und die zwischenmenschlichen Konflikte hätten mir nicht gefehlt, wären sie nicht dagewesen.
Das Thema Chip und mentale Kontrolle von Menschen ist überaus spannend und könnte bald ein Thema für unseren Alltag werden. Gleich am Anfang wird verdeutlicht, wie allgegenwärtig der implantierte Chip SmartPort ist und welche Wirkungen er hat. Sophie merkt, wie sie sonderbare Bedürfnisse nach Dingen empfindet, die sie eigentlich gar nicht interessieren. Abgesehen von dem SmartPort erinnert das meiste in der Welt von Sophie und Liz an die jetzige Zeit. Die Menschen benutzten LiveBook statt Facebook, chatten, tippen auf Notebooks etc. Insgesamt geht es vorwiegend um das Abenteuer der Zwillinge als um eine Sicht auf die Gesellschaft und die Schrecken dieser Technologie. Das dürfte dem Genre des Jugendromans geschuldet sein. Wer eine ausgefeilte Dystopie erwartet, könnte enttäuscht werden.
Meine größte Kritik an diesem Roman ist allerdings Plausibilität. Warum hängen Kameras ohne Ton in einer Gefängniszelle, noch dazu von einem reichen Mann in der Zukunft? Warum würde besagter Mann nicht ein heikles Foto aus der Welt schaffen? Und wie kommt ein junges Mädchen zu Jackie-Chan-artigen Kampfkünsten?
Dazu kommt, dass die Mädchen oft etwas merkwürdig reagieren, jedenfalls für mein Gefühl. Wie kann man lächeln, wenn man in Todesgefahr schwebt, und wie fühlt man Panik und Euphorie zugleich? So wurde ich öfters aus dem Lesefluss hinausgeworfen.
Fazit
Ein spannender Schmöker um zwei Schwestern, die Gefahren einer Technologie und eine dunkle Vergangenheit. Für die Zielgruppe Jugend sicherlich zu empfehlen, kritisch-anspruchsvolle Erwachsene wie ich es einer bin, suchen sich wohl besser reine Science-Fiction.