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Tanja Meurer

Die Stadt der Maschinenmagie 1
Die Seelenlosen

  • Autor:Tanja Meurer
  • Titel: Die Seelenlosen
  • Serie:Die Stadt der Maschinenmagie 1
  • Genre:Fantasy
  • Einband:Taschenbuch
  • Verlag:Dead Soft Verlag
  • Datum:06 Januar 2017
  • Preis:16,00 EUR

 
»Die Seelenlosen« (Die Stadt der Maschinenmagie 1) von Tanja Meurer


Besprochen von:
 
Sachmet
Deine Wertung:
(4.5)

 
 
Gwenael Chabod kehrt nach 25 Jahren Abwesenheit in seine Heimatstadt Valvermont zurück, um dort den Posten als Kommandant der Stadtwache anzutreten. Bevor es dazu kommt, muss er allerdings erst genesen, da er in der letzten Schlacht eines langjährigen Krieges schwer verwundet wurde. Und die Wunden scheinen nicht heilen zu wollen und bereiten ihm immer wieder neue Schmerzen. Gut, dass sein Freund Orin ihm zur Seite steht und ihn aufmerksam pflegt.
Langeweile und Frustration treiben Chabod dazu, in einen Streit einzugreifen, der vor dem Fenster seiner Behausung stattfindet. Immerhin hat er als Chef der Stadtwache für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Durch sein Eingreifen wird Chabod allerdings in Ereignisse hineingezogen, die weit über seine Vorstellungskraft gehen. Fleischpuppen durchwandern die Straßen. Körper, deren Seelen verstoßen wurden und von den Seelen eines Magiers besetzt wurden. Chabod, ein einfach und ehrlicher Soldat, hat den Intrigen und Machenschaften seiner Gegner kaum etwas entgegen zu setzen. Neu in der Stadt, verfügt er über keinerlei Kontakte und Vertraute, seine Familie ist ihm fremd.
So muss er sich auf die Unterstützung und Hilfe der Wäscherin Marianne, des Diebes Jaleel, des versoffenen Capitaines Antoine Laribe und des Halbzwerges Rim verlassen. Dazu stößt Maitre Shion, ein Magier. Einfache Menschen, die dem Grauen, welches in der Stadt wütet, kaum etwas entgegen zu setzen haben. Doch mit der Zeit wächst der Zusammenhalt und das gegenseitige Vertrauen dieses zusammengewürfelten Haufens. Bald führt die Spur zu Ereignisse, die vor 30 Jahren stattfanden und in denen die Familie Chabod damals involviert war . Gwenael muss sich seiner Vergangenheit stellen, vor der er damals geflohen ist.
Kommentar:
Dieses Buch war völlig anders, als ich erwartet hatte. Als Fan der High Fantasy lese ich nicht oft Steampunk. Dieses Genre war für mich etwas, was im ausgehenden 19 Jahrhundert oder im viktorianischen Zeitalter spielt, in unserer Welt, die nur leicht verändert wurde. Tanja Maurer hat hier allerdings mit Äos eine völlig eigene Welt geschaffen, die an das Frankreich der drei Musketiere erinnert. Die Geschichte spielt in der Freistadt Valvermont.
Eine Stadt im Aufbruch, neue Maschinen und Waffen werden entwickelt, die Schmieden arbeiten ohne Unterlass. Doch es gibt auch schwarze Magie und Nekromantie. Die Magier befürchten, dass sie durch die neuen technischen Errungenschaften ihre Macht verlieren werden. Eine Zusammenschluss von Technik und Magie ist somit unvorstellbar.
Die Gruppe, die sich findet, um dem Grauen. welches die Stadt unterwandert, entgegen zu treten, ist ein merkwürdiger Haufen. Marianne arbeitet als Wäscherin, als sie dem Kommandanten begegnet. Ihre aufmerksame und aufgeschlossene Art beeindrucken Chabod. Da Marianne in ihrer Jugend die Magierschule besucht hat, stellt Chabod sie kurzerhand als Schreiberin ein. Durch ihre Tätigkeit als Wäscherin kennt sie viele Menschen in der Stadt und hat ihre Augen und Ohren überall. Antoine Laribe ist ein versoffener und gebrochener Mann. Zuerst gegen den neuen Kommandanten eingestellt, unterstützt er ihn dennoch. Erst widerwillig, doch als er erkennt, dass Gwenael ihn nicht seines Postens entheben will, mit mehr Elan. Jaleel, der kleine Dieb, ist von dem neuen Kommandanten fasziniert. Das Vertrauen und die Ehrlichkeit des Kommandanten entwaffnen Jaleel, der in seinem Leben bisher keine besondere Zuwendung erfahren hat. Er will sich des Vertrauens und der Freundschaft würdig erweisen und riskiert dafür oft sein Leben. Für mich ist er das Herz der Geschichte. Seine offene, teilweise kindliche Art, seine Verletzbarkeit und seine Unsicherheit berühren den Leser und wir nehmen teil an den Banden der Freundschaft, die diese zwei sehr unterschiedlichen Männer bald verbindet. Gwenael entstammt ein unermesslich reichen Familie doch er ist jenseits aller Stammesdünkel. Er hat vor langer Zeit seiner Familie den Rücken gekehrt, sich von Dekadenz abgewendet und sich dem Einfluss seines Vaters erzogen. Er kehrt desillusioniert und schwer verletzt in die Stadt zurück, ein reifer Mann, der sich von den Fesseln der Vergangenheit nicht befreien kann.
Tanja Meurer legt ein flottes Tempo vor und hält den Leser in Atem. Die sehr unterschiedlichen Charaktere faszinieren und es ist spannend zu beobachten, wie sie sich entwickeln, wobei das Augenmerk natürlich auf Gwenael und Jaleel liegt. Die Welt, welche die Autorin hier erschaffen hat, wird von den seltsamsten Kreaturen bewohnt. Orcs, Parhur, Feline, Werwesen, ausgiebige Erläuterungen finden sich im Glossar am Ende des Buches. Leider fehlt eine Karte zu dieser spannend gestalteten Welt, die eine Orientierung leichter gemacht hätte. Oder zumindest eine Karte der Stadt Valvermont.
Auch hier wurde das Cover wieder von dem wunderbaren Illustrator Timo Kümmel gezeichnet, dessen Brandbreite wirklich erstaunlich ist. Das Cover ist völlig auf Steampunk ausgelegt und vermittelt einen ersten Eindruck, was den Leser erwartet.
Mich persönlich haben lediglich zwei kleine Dinge an dem Buch gestört. Ich hätte auf die deftigen Sexszenen verzichten können. Und es laufen den Protagonisten zu oft Schauder über den Rücken oder sie spüren ein Kribbeln im Nacken. Diese Formulierungen werden etwas zu häufig genutzt, auch wenn sie die Szenen treffend beschreiben.
Und am ärgerlichsten für den Leser: Wo bleibt Band zwei? Man möchte natürlich sofort wissen, wie es weiter geht, was zeigt, über welches Erzähltalent Tanja Meurer verfügt.
Fazit:
Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung. Spannend, schaurig und unterhaltsam.
Leider gibt es den Incubus Verlag nicht mehr, so dass ich lediglich einen Link zur Autorin erstellen kann. Der Mut, außergewöhnliche Bücher abseits des Mainstream zu verlegen, wird leider zu oft nicht belohnt. Die Facebook Seite des Verlags ist aber noch zu erreichen.
 


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