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Robin L. LaFevers

Grave Mercy - Die Novizin des Todes


 
»Grave Mercy - Die Novizin des Todes« von Robin L. LaFevers


Besprochen von:
 
Desgracia
Deine Wertung:
(4.5)

 
 
Lächelnd schließe ich die Tür hinter mir. Er zuckt nicht schuldbewusst zusammen, wie er es hätte tun sollen, sondern runzelt verärgert die Stirn. »Wer seid Ihr?« Ich lasse die Hand durch den Schlitz meiner Überrocks gleiten, und meine Finger schließen sich um das harte Holz der Armbrust. »Die Vergeltung«, sage ich weich.

Eine dunkelrote Narbe zieht sich von ihrer linken Schulter zu ihrer rechten Hüfte Theoretisch ein Fluch in einer Welt, wo eine Frau mit solch einem Makel weniger Wert erscheint. Für Ismae praktischerweise ein Segen, der sie aus den Fängen ihres gewalttätigen Ehemannes in das Kloster St. Mortain rettet. In diesem Kloster wohnen laut Legende die Töchter des Todes. Kinder, entstanden aus der Liebe vom Tod zu menschlichen Frauen. Hexen. Auftragsmörderinnen, wer weiß das schon genau? Immerhin sterben die meisten, bevor sie wissen, dass sie es mit einer zu tun haben. Ismae ist 17 und ihre Waffe ist das Gift, in allen Variationen.

Getarnt als Mätresse – Verzeihung Cousine – von Duval, Halbbruder der Herzogin, soll sie am bretonischen Hof die junge Herzogin beschützen. Das gestaltet sich als nicht besonders einfach, umgeben von Intrigen und Verrätern, die sich alle um die Hand der blutjungen Annette reißen. Als schließlich ihr einziger Verbündeter, für den sich allmählich mehr als freundschaftliche Gefühle entwickeln, als Verräter entlarvt wird, erscheint es als unmöglich die Herzogin zu beschützen. Die vielen Ereignisse stellen nicht nur ihre Beziehung zu Duval auf den Kopf, sondern auch die zum Kloster. Liebe oder Verstand? Duval oder das St. Mortain? Ismae sieht nur noch eine Lösung und begeht eine Tat, die ihrer Meinung nach nur im Wahnsinn möglich ist, umringt von einem Gefühl, das sie nie geglaubt hätte spüren zu können.

Charaktere

Ismae ist ein sehr sympatischer Charakter, ausnahmsweise auch mal sehr Intelligent. Sie hinterfragt sehr vieles und ist nicht naiv. Der Gedanke „Mein Gott, wieso hinterfragst du das denn nun nicht endlich und tanzt nur nach deren Pfeiffe“ ist mir beim Lesen dieses Romans nicht einmal in den Sinn gekommen. Hinterfragende Protagonisten, die nicht hundert Seiten brauchen, um ein Problem zu lösen sind wirklich rar, unsere Auftragsmörderin gehört zu der schnellen Sorte.

Alle Charaktere sind gut durchdacht, lebendig und es kommt nicht das Gefühl rüber, dass sie nur das sind um Lücken zu füllen. Man kann ihre Handlungen, ihre Entwicklungen und ihre Motive gut nachvollziehen. Besonders angetan haben es mir de Walroch, genannt "die Bestie" und de Lornay, Freunde von Duval. Mehr Informationen hätte ich mir über die Nonnen des Klostern St. Mortain gewünscht, aber dazu später mehr.

Meine allgemeine Meinung (Stil, Sprache, Geschichte)

"Grave Mercy" ist die meiste Zeit spannend, sehr selten kommt es zu langatmigen Szenen. Der Stil von Robin LaFevers ist sehr flüssig und wahnsinnig angenehm zu lesen. Die Sprache entspricht dem 15. Jahrhundert. Sie ist jedoch nicht zu altbacken. Die Autorin schafft es an den richtigen Stellen alte Worte einzubauen und schafft somit die richtige Atmosphäre. Auch die schönen, detaillierten Beschreibungen der Kleidung, Waffen und der Umgebung haben mir geholfen in die Geschichte einzutauchen. Ich konnte förmlich das Feuer im Kamin knistern hören.

Ich hätte gerne mehr über die Nonnen von St. Mortain erfahren. Mehr über deren Ausbildung und Methoden. Die Zeit, die Ismae dort verbrachte, war mir leider ein bisschen zu kurz. Auch den Verräter am Hof habe ich schnell entlarvt. Die Geschichte wäre für mich sicher noch spannender gewesen, wenn dieser Prozess etwas geheimnisvoller und langwieriger gewesen wäre.

Gestaltung

Das Cover ist angemessen, hätte jedoch mit mehr Liebe zum Detail gestaltet werden können. Es ist mit jedem X-beliebigen Umschlag eines historischen Romans auswechselbar und genau das ist das Problem. Es ist nicht ersichtlich, dass es sich hier um ein fantasy Roman mit historischen Elementen handelt. Die Karte ist durchschnittlich, nichts Besonderes. Die Charakterübersicht am Anfang wird für viele Leser praktisch sein, war für mich als Leserin von „Das Lied von Eis und Feuer“ überflüssig. Das Layout ist sehr angenehm, die Buchstaben groß, das Papier von guter Qualität. Die Absätze sind sinnvoll gesetzt. Das Buch besteht aus 542 Seiten.

Fazit

Ein historisches Setting, eine Prise Fantasy und Mystik und eine Handvoll Krimi beschreiben „Grave Mercy“ sehr gut. Zum Schluss sei erwähnt, dass es sich hierbei um eine Trilogie handelt und ich mich schon auf den zweiten Teil freue.
 


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