Robert Corvus Die Schattenherren 1
Feind
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»Feind« (Die Schattenherren 1) von Robert Corvus
Vor fünfzehn Jahren ging der Zauberer Mondranel einen Pakt mit den Schattenherren ein. Als Gegenleistung für die Gabe mächtiger Magie, gab er ihnen eine seiner beiden Töchter: Liola, die unter den drei Monden Geborene.
Fünfzehn Jahre später tobt der Kampf der Menschen gegen die Schattenherren immer noch. Die Menschheit steht kurz vor der endgültigen Niederlage. In ihren Händen befindet sich nur noch eine Silbermine. Fällt diese in die Hand des Feindes, ist dessen Sieg nicht mehr aufzuhalten. Denn die Schattenherren können nur durch die Kraft des Silbers besiegt werden.
Helion ist ein junger Mann, welcher der Ritterschaft beitritt, um gegen die Schattenherren zu kämpfen. Die Mondschwerter waren einst die Elitetruppen des Reiches, ein Bollwerk des Widerstandes. Mittlerweile verfallen die Ritter jedoch immer mehr dem höfischen Leben und der Dekadenz, statt sich an der Front dem Feind zu stellen.
Helion übernimmt die Aufgabe, den mittlerweile mächtigsten aber auch verhasstesten Zauberer der Menschen an die Front zu begleiten, damit dieser den Versuch unternimmt, eine der Schattenherren zu vernichten. Begleitet wird der Trupp auch von der angehenden Mondpriesterin Ajina. Helion muss erkennen, dass er sich in die Tochter des Mannes verliebt hat, der einst seinen Mentor und Vaterersatz vernichtet hat. Er versteht nicht, wie Ajina ihrem Vater alle seine frevelhaften und grausamen taten vergeben kann. Ist dem Sinneswandel des verhassten Magiers trauen? Niemand bricht einen Pakt mit den Schattenherren und kommt davon. Helion muss nun dafür sorgen, dass Mondranel sein Versprechen hält und die Schattenherrin Lisanne vernichtet. Auch wenn er sich damit gegen seine große Liebe stellt und bei einem Verrat ihren Vater töten soll.
Der junge Mann, gerade zum Ritter der Mondschwerter ernannt, steht somit vor schwierigen Herausforderungen und fast unüberwindlichen Aufgaben.
Kommentar:
Guardaja ist das letzte Bollwerk des Widerstandes. Hier wird es zur letzten Schlacht kommen, fällt Guardaja, fallen auch die Südlande und die Schattenherren wären nicht mehr aufzuhalten.
Die Charaktere dieser gewaltigen Fantasyreihe haben eine Tiefe und Ambivalenz, wie man leider in diesem Genre nur noch selten findet. Ein Vater, der seine Tochter und Frau opfert um unendliche Macht zu erlangen. Er will diese Macht für das Gute einsetzen aber hat er durch seine böse Tat nicht schon bewiesen, dass Magie von Übel und ihr Verbot berechtigt ist?
Es ist die ewige Frage von Schuld und Sühne . Kann man jemandem vergeben und vertrauen, der seine eigene Tochter an die sprichwörtlichen Teufel verkauft hat? Der aus Liebe zu seiner zweiten Tochter seine früheren Taten wieder gut machen möchte. Was nur gelingt mit genau der Macht, die er damals vom Feind erhalten hat. Wäre diese Untat damals nicht geschehen, hätte er jetzt nicht die Macht, um gegen die Osadroi zu kämpfen.
Die Osadroi nähren sich von Gefühlen wie Freude, Liebe, Kummer, Hass oder Trauer. Sie leben von der Essenz dieser Gefühle, nehmen sie auf und stärken sich dadurch. Wenn die Schattenherren also all diese Emotionen einer Schlacht in sich aufnehmen und sich stärken, wie kann man sie dann besiegen? Menschlich sein bedeutet Gefühle zu haben, wie soll man lernen, diese zu kontrollieren und dem Feind emotionslos gegenüber zu treten, wenn neben einem der Freund im Kampf fällt.?
Robert Corvus lässt seine Protagonisten konsequent handeln und auch unbequeme und moralisch fragwürdige Entscheidungen treffen obwohl sie für das Gute kämpfen. Krieg ist grausam und hart, Verlust, Angst, Tod und Verzweiflung sind seine Bestandteile und das wird dem Leser schonungslos vor Augen geführt. Dort gibt es keinen Platz für willkürlich herbei geführte glückliche Fügungen, die alles zum Guten wenden. Der Autor geht seinen Weg und wenn er dadurch ein paar Leser verliert, die die Grausamkeit dieser Welt nicht ertragen können, egal. Nach der unendlichen Anzahl seichter Geschichten beeindruckt dieses Buch durch seine schnörkellose Erzählweise, ohne Rücksicht auf die zarte Seele mancher Leser, die einer grausamen Welt nicht gewachsen sind. Der Autor weicht niemals vom Ziel ab. Ehrlich, beeindruckend und schonungslos hält dieses Buch den Leser in Atem.
Das Cover ist schön gestaltet und inneren befinden sich zwei Karten. Eine zeigt Eloy als Ganzes, eine zeigt die Festung Guardaja. Zum Glück geht bei dieser packenden Geschichte nichts durch eine Übersetzung verloren und der Leser kann die schnörkellose Sprache des Autors in vollen Zügen genießen.
Fazit:
Ein gelungenes, fesselndes und beeindruckendes Buch. Der Autor bleibt hoffentlich seinem Stil treu und beugt sich nicht dem Mainstream. Ich bin gespannt, ob die anderen Bände das hohe Niveau halten können.