Als die Bewohner von Abrogan von teuflischen Wesen angegriffen werden, sehen sie nur eine Möglichkeit: Ein Teil ihrer Welt muss hinter einem Schleier verborgen werden, um das Überleben der Menschheit zu sichern.
Einige hundert Jahre später, macht sich eine Expedition auf, um die Grenzen des Schleiers zu erforschen. Für diese Mission hat Fürst Kryst seine besten Leute ausgewählt, aber auch vier verurteilte Verbrecher, die mit ihren unterschiedlichen Gaben die Gruppe unterstützen sollen. Durch einen Zufall gerät der Schweinehirte Wexford Stoli in das Blickfeld der Expeditionsteilnehmer. Sie nehmen den jungen Mann mit, besitzt er doch ein außergewöhnliches Talent: Mit seinem Blut kann er auf der Karte von Abrogan den Schleier zurück drängen. Doch was dahinter zum Vorschein kommt, ist schlimmer und schöner, als man es sich in seinen Träumen vorstellen könnte.

Selten habe ich so ein schönes und liebevoll gestaltetes Cover gesehen! Es zeigt die Ländereien von Abrogan, leicht verschwommen im Hintergrund. Vorne prangt eine verwunschene, magisch anmutende Burg. Die Farbgestaltung erinnert an getrocknetes Blut. Trotzdem wirkt es weder erschreckend noch abschreckend, sondern einfach magisch. Zusammen mit dem geheimnisvollen Klapptext musste ich einfach zu diesem Buch greifen.

Mit Der Karte der Welt ist Royce Buckingham ein wirklich außergewöhnliches Werk gelungen. Gedanklich versuchte ich Parallelen zu Herr der Ringe oder den Abenteuern von Jules Verne zu ziehen, wurde aber schnell eines Besseren belehrt. Royce Buckingham hat hier etwas eigenes und vor allem bezauberndes geschaffen, dass mich fesselte und begeisterte!
Es ist nicht der schnelle Schreibstil, auch nicht die Abenteuer- oder Fantasyelemente, die dem Buch zu eigen sind, sondern die magischen Momente, die Buckingham in seinem Buch herbei zaubert. Auf jeder Seite offenbart sich ein Kleinod, wird ausgebaut und ließ mich staunend und völlig fasziniert zurück. Der Autor nimmt sich Zeit, seine Leser mit auf eine außergewöhnliche Reise zu nehmen. Er schildert die Orte bildlich, so dass ich sie mir ohne Probleme vorstellen konnte. Abrogan, Zornfleck und vor allem der Schleier entstanden vor meinen Augen. Langsam habt sich der Schleier und genauso langsam, aber absolut fesselnd, nimmt die Geschichte Fahrt auf und wird von Seite zu Seite spannender. Immer wieder überraschte mich Royce Buckingham mit verblüffenden Wendungen, mit denen ich nicht gerechnet hätte. Von einer Unvorhersehbarkeit springt er zu der nächsten und lässt seine Fantasy-Welt vor den Augen des Lesers wachsen und gedeihen.
Die Karte der Welt vereinigt vieles in sich: Ein packender Abenteuerroman, ein wunderschönes, farbenprächtiges Fantasybuch, Freundschaft und Liebe, aber auch Verrat und Missgunst. Dies alles noch viel mehr vereint Royce Buckingham zu einem Buch der Extraklasse.

Genauso viel schichtig wie die Welt von Abrogan sind auch ihre Bewohner. Mutig, ängstlich, draufgängerisch, bedacht und vieles mehr, aber eins wird deutlich: Der Zusammenhalt der Gruppe, die immer mehr wächst. An Gefahren und Abenteuern mangelt es nicht und so wird die Gruppe zu einer Einheit verschweißt, die ihres Gleichen sucht. Sie agieren perfekt untereinander, ergänzen sich und sind doch alles andere als perfekt. Jeder hat seine Eigenheiten und Fehler, die mir die Protagonisten nahe brachten. Schnell konnte ich ein Verhältnis zu ihnen aufbauen, mit ihnen lachen, mich ängstigen und von ihrem Mut profitieren.
Besonders hat es mir der Schweinehirte Wexford Stoli angetan. Mit seiner Zeichenkunst ist er in seinem kleinen Dorf verpönt, bringt ihm sein Gezeichnet doch nichts ein, außer merkwürdigen Blicken. Oft wird er verspottet und gehänselt, aber trotzdem gibt er sein Hobby nicht auf. Sein Durchhaltevermögen macht sich bezahlt, als er von der Expedition von Fürst Kryst als Kartograph angeheuert wird. Von dem kleinen Schweinebauern mausert er sich zu einem mutigen Menschen, der das Herz am rechten Fleck hat. Ich konnte mich jederzeit problemlos in Wex hineinversetzen und seine Handlungen nachvollziehen.
An seiner Seite sind vier verurteilte Verbrecher. Eigentlich verachtenswerte Menschen, entdeckt Wex in ihnen Freunde und dank ihrer außergewöhnlichen Talente werden sie schnell unentbehrlich für die Gruppe. Buckingham schildert sie menschlich, aber ich hatte immer im Hinterkopf, dass sie verurteilte Straftäter sind. Die Beweggründe ihrer Taten werden zwar aufgezeigt, aber nicht immer heiligt der Zweck die Mittel.
Die Soldaten des Fürsten Kryst glänzen vor lauter Tugendhaftigkeit und Ehrgeiz. Einer für alle, alle für einen, ist ihr Motte, schließt es jedoch noch sie selbst und nicht die ganze Gruppe ein. Erst im Laufe des Buches entwickelt sich das Zusammengehörigkeitsgefühl der Expedition. Es machte riesen Freude, dieses Wachsen zu beobachten.

Mein Fazit
Ein traumhaftes Fantasyabenteuer! Ich bin schon sehr gespannt auf die Fortsetzung, die hoffentlich nicht lange auf sich warten lässt!