Robert Jackson Bennett The Founders 1
Der Schlüssel der Magie - Die Diebin
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»Der Schlüssel der Magie - Die Diebin« (The Founders 1) von Robert Jackson Bennett
Sancia ist eine junge Diebin, die sich in den Vierteln der Stadt Tevanne, die nicht von den mächtigen Handelshäusern beherrscht werden, ihr Auskommen schaffen muss . Ungewollt, ungeschützt und nirgends sicher, versucht die ehemalige Sklavin, einfach nur zu überleben. Als ihr eine unerhört riesige Summe geboten wird, um einen Schlüssel zu stehlen, kann sie nicht nein sagen. Doch Clef ist nicht einfach nur ein Schlüssel, sondern ein Objekt, das jeder haben will! Das muss auch Sancia erkennen, als sie ihren Auftraggeber tot auffindet und dessen Auftraggeber die Jagd auf sie eröffnet. Doch nicht nur sie ist hinter dem Universalschlüssel her, der jede Tür öffnet; selbst ihre Vergangenheit scheint sie nicht nur zu verfolgen, sondern regelrecht zu jagen!
Das Cover zeigt Clef, einen extorvertierten, einfallsreichen und interessanten goldenen Schlüssel. Er hängt an einer goldenen Kette und sein Bart zeigt die Stadt Tevanne. Denn Clef kann kein Schloss aufhalten; er ist der Universalschlüssel, der einfach jedes Schloss öffnet. Egal ob skribiert, oder nicht. Doch Clef ist viel mehr...
Robert Jackson Bennett spielt mit den Worten und erschafft eine wahnsinnig interessante und fesselnde Welt, die er durch seinen lebendigen und sprühenden Schreibstil vor meinem inneren Auge entstehen lässt! Der Autor hatte mich schon nach wenigen Sätzen gefangen und zog mich unaufhaltsam in seine phantastische Welt!
Tevanne, Handelsstadt und Sitz der mächtigsten Handelshäuser, die die Welt je gesehen hat! Vier Familien - Morsini, Michiel, Candiano und Dandolo - teilen sich die Stadt in ihre Campos auf. Gut geschützt und behütet vor dem Rest. Den Kanalratten, dem Abschaum der Menschheit, den Dieben und Verbrechern. Während die Familien und ihre Mitläufer in Saus und Braus schwelgen, kämpft die Bevölkerung mit dem Bodensatz und versucht in dieser tristen und gefährlichen Welt einfach nur zu überleben. Gekonnt zeichnet Robert Jackson Bennett dieses Bild der Stadt. Ich konnte Streifzüge in ihr unternehmen und den Protagonisten auf Schritt und Tritt folgen. Großartig!
Nicht nur die Umgebung wurde interessant geschildert, sondern auch die Gerätschaften, die sich in ihr bewegen. Denn in Tevanne sind skribierte Gegenstände an der Tagesordnung. Gegenstände, die mit Sigillen, der Sprache der Engel, beschriftet worden sind und entgegen ihrer Natur handelt. So denkt ein Stück Holz, es sei Stein; Räder denken, sie würden bergab rollen und nehmen Geschwindigkeit auf, obwohl es hinaufgeht; Schlagstöcke denken, sie würden aus tausenden Metern hinabfallen und erhöhen damit ihre Schlagkraft um ein Vielfaches. Dies und vieles mehr ist Dank Menschen wie Orso, einem Hypatus möglich, der die Sprache der Hierophanten, längst vergangenen Gott ähnlichen Wesen, erforscht und anwendet. Doch damit nicht genug, versuchen viele, diese Sprache immer weiter zu verfeinern. Die Anwendungen scheinen unbegrenzt.
Fast zumindest, denn eine Grenze scheinen Lebewesen zu sein . Menschen könne nicht skribiert werden, da ihr eigener Wille dem entgegensteht. Viele mussten qualvoll sterben. Viele wurden verrückt. Doch einem Menschen gelang die Flucht vor den wahnwitzigen Wissenschaftlern und deren Experimenten und lebt noch heute, wenn auch mit enormen Einschränkungen und Fähigkeiten: Sancia.
Sancia versteht Dinge und hört ihnen zu. Sie weiß, wo sie an einer Hauswand hoch klettern muss, ohne zu fallen. Sie kann Schlösser sehen und ihre Schwachstellen. Deswegen ist sie eine begnadete Diebin, bis sie an den falschen Auftrag gerät.
Sancia gefällt mir als Heldin wahnsinnig gut! Sie ist lebendig, authentisch und mit einem enormen Kampfgeist versehen! Robert Jackson Bennett ist es gelungen, all sein Herzblut in diese wunderbare Heldin einfließen zu lassen, so dass ich mich schnell mit ihr verbunden fühlte. Sie ist bissig und trägt das auch nach außen. Aber auch absolut lebensbejahend. Bisher bestand ihr Dasein aus Leid und Qual; trotzdem kann sie anderen vertrauen und sieht eine Zukunft, wo andere längst aufgegeben hätten. Und jetzt, mit Clef an ihrer Seite, ist sie nicht mehr aufzuhalten.
Doch es kommt anders. Statt sich mit dem Schlüssel zu verdrücken, hilft sie einer Gruppe von Verschwörern, die die Welt ein Stückchen besser machen wollen: Hauptmann Gregor Dandolo, gefeierter Kriegsheld und Spross eines Handelshauses, möchte Gerechtigkeit in ganz Tevanne schaffen. Hypatus Orso und seine Helferin Berenice wollten Ruhm und Ehre, entdeckten dann ihre gute Seite und möchten helfen, den rechten Weg beizubehalten.
Alles Menschen, die nie zusammen gefunden hätten, wäre nicht der extrovertierte Schlüssel Clef in ihrem Leben aufgetaucht.
Normalerweise sind Trilogien recht zäh; zumindest die, die ich bisher gelesen habe. Im ersten Band wird alles und jeder vorgestellt und erst ab ca der Mitte des Buches nimmt die Handlung Fahrt auf. Robert Jackson Bennett geht anders vor. Er beginnt direkt mit einem Paukenschlag und füllt nach und nach die Handlung mit Personen. Mir hat es richtig Spaß gemacht, dieses Buch zu lesen und mich von einer überraschenden Wendung zur nächsten treiben zu lassen. Immer wenn ich dachte, ich hätte alles gesehen, gelesen, erlebt, packt der Autor noch ein phantasievolles Schippchen oben drauf. Herrlich!
Mein Fazit
Ein phantastisches Buch! Lebendig, Action geladen, spritzige Wortduelle, magisch... Ein regelrechter Knaller und absolut lesenswert!