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Peter F. Hamilton

Void-Trilogie 1
Träumende Leere

  • Autor:Peter F. Hamilton
  • Titel: Träumende Leere
  • Serie:Void-Trilogie 1
  • Genre:SF
  • Einband:Taschenbuch
  • Verlag:Bastei-Lübbe
  • Datum:10 Mai 2010
  • Preis:12,00 EUR

 
»Träumende Leere« (Void-Trilogie 1) von Peter F. Hamilton


Besprochen von:
 
Flavius
Deine Wertung:
(3.5)

 
 
Nachdem Inigo auf Centurion Station seinen ersten Traum aus der Leere empfangen hatte, gründete er die Living Dream Bewegung. Anfangs noch recht übersichtlich, mutiert sie im Laufe der Zeit zu einer Commonwealth übergreifenden Organisation. Dann verschwindet Inigo spurlos, Nachfolger sind jedoch schnell gefunden. Einer von ihnen, Ethan, setzt es sich zum Ziel, die Anhänger der Living Dream Bewegung in einer riesigen Pilgerfahrt ins Zentrum der Leere zu führen. Riesige Schiffe werden gebaut die, mit den neuesten Ultra-Triebwerken ausgerüstet, das Unternehmen bewerkstelligen sollen.

Allerdings sehen viele außerirdische Völker, unter anderem das Ocisen Empire, dieses Unternehmen mit großem Argwohn. Auch ANA:Regierung ist nicht unbedingt davon begeistert. Durch die Pilgerfahrt und das Eindringen in die Leere, so vermutet man, könnte die Leere weiter expandieren und viele Sternensystem zerstören, möglicherweise sogar die ganze Galaxis. So ist das Ultimatum der Ocisen and die Living Dream Bewegung „Gebt euer Unternehmen auf, ansonsten greifen wir euch an“ nicht verwunderlich.

Da ANA:Regierung aber nicht an einem Krieg interessiert ist, immerhin gehört die Living Dream Bewegung zum Greater Commonwealth, schicken die verschiedenen Fraktionen innerhalb der Regierung ihre eigenen „Mitarbeiter“ aus um eine Eskalation zu verhindern und um neue Informationen zu gewinnen. Zwei dieser Mitarbeiter sind der Delivery Man und Aaron.

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Träumende Leere (OT: The dreaming void) ist der erste Teil des ersten Buches aus Peter Hamiltons Void Trilogie. Das es sich dabei um einen „echten“ Hamilton handelt wird jedem Leser schnell klar. Das Buch ist prall gefüllt mit jeder Menge Techno-Talk und Info Dump, soll heißen, das Buch wird durch jede Menge unnützer Infos künstlich aufgebläht und ist, übertrieben gesagt, nur für Wissenschaftler und Techniker problemlos lesbar. Ein typischer Hamilton halt. Selbst ich, der die „Vorgängerbücher“ bereits gelesen hat, habe mich oftmals ins kalte Wasser geworfen gefühlt und mich mehrmals gefragt, ob ich vielleicht irgendetwas nicht mitbekommen habe, denn bisweilen wirkt die Geschichte äußerst sprunghaft.

Einen Hauptstrang gibt es in dem Buch nicht, statt dessen viele parallel laufende Nebenstränge, die oftmals (oder noch nicht) keinen Sinn ergeben. So bleibt es dahingestellt, ob die Geschichte des Mädchens Araminta wirklich so ausführlich erzählt werden musste. Seitenlanges Geschwafel darüber wie sie ihre Appartements renoviert und wie sie sich mit den verschiedensten Ausprägungen des Multiplen Mr. Bovey die Nächte um die Ohren vögelt. Wer will das lesen? Ich bestimmt nicht. Auch die Storys um den Delivery Man und Mr. Troblum lassen mich eher etwas ratlos zurück.

Vorangetrieben wird die Geschichte lediglich von Aaron, der mit Inigos Ex-Geliebten Corrie-Lyn loszieht um diesen zu finden. Ebenso sorgen die Abenteuer (oder Träume) rund um Edeard auf Querencia, für etwas Abwechslung und Action. Die Suche nach dem ominösen zweiten Träumer (Inigo ist fort, aber dennoch werden neue Träume in Echtzeit in die Konfluenznester gesendet) oder wie sich die Raiel, sollte es zur Pilgerfahrt kommen, verhalten, verspricht gleichsam etwas Spannung. Allerdings macht es sich zum Ende des Buches hin negativ bemerkbar, dass der ursprüngliche Band geteilt wurde. Manche Fäden enden quasi mittendrin und wirken daher förmlich abgehackt. Das ist schon weit mehr als ein Cliffhanger

Trotz alledem, ist es Hamilton dennoch wieder einmal gelungen ein interessantes und schillerndes Universum zu erschaffen. Egal ob Advancer, Higher oder Normalos, physische oder postphysische Menschen, multipel oder einfach - das Greater Commonwealth ist, wie gewohnt, ein Tummelplatz sämtlicher Daseinsformen menschlichen Lebens und Ausprägung. Auch die vielen außerirdischen Völker, egal auf welcher transzendalen Ebene sie nun gerade leben und ihren Beschäftigungen nachgehen, wissen zu begeistern. Für Abwechslung ist bei Hamilton immer gesorgt. Es ist auf jeden Fall genug Potenzial vorhanden, um die Geschichte zu etwas „ ganz Großem“ werden zu lassen. Hoffentlich vermasselt es der Autor nicht, er wäre nicht der Erste.

Die Leere, jenes unerforschte Gebilde im Herzen der Galaxis, das sich auf Kosten von ganzen Sonnensystemen ausbreitet, ist ebenfalls faszinierend - wenn auch nicht ganz neu (spontan fallen mir Eater von Gregory Benford oder Der Brand in den Büchern von Alan Dean Foster ein). Während die Raiel, trotz ihres Millionen Jahre langen Kampfes keinen Schritt weitergekommen sind, empfängt ein Mensch von der Erde mal ebenso eine Nachricht aus ihr. Und erfährt dann auch noch, dass es dort einen von Menschen besiedelten Planeten gibt – Querencia mit der Hauptstadt Makkathran. Wie die allerdings dort hin gekommen sind, weiß niemand. Das alles klingt für mich so interessant, dass es zumindest einen Versuch wert ist, hier einzusteigen. Auch wenn an manchen Ecken und Kanten noch gefeilt werden muss (und sicherlich auch wird), macht es mir bisher Spaß der Geschichte zu folgen.

Ob es nun eine gute Idee des Verlages gewesen ist den ersten Originalband zu teilen, sei mal dahingestellt. Bei den Bänden zwei und drei hat man zumindest davon abgesehen. Ich kann mir gut vorstellen, dass es nicht leicht gewesen ist diesen Techno-Talk adäquat ins Deutsche zu übertragen. Der Übersetzer Michael Neuhaus hat für mich einen wirklich guten Job gemacht. Ich denke mal, das sollte man durchaus auch einmal erwähnen. Auch das Cover des Buches (und aller weiteren) gefällt mir recht gut. Sie sind düster und stimmungsvoll - passend zur Geschichte (ist aber wohl Ansichtssache).

Muss man den ersten Commonwealth Zyklus gelesen haben? Nein, nicht unbedingt. Sollte man ihn kennen (zumindest etwas)? Ja, ich denke schon. Empfehlenswert ist es auf jeden Fall die Zeittafel im Anhang als erstes zu lesen. Wie schon geschrieben, als Leser wird man quasi in die Handlung geworfen – von daher ist es nicht schlecht, sich anhand der Tafel noch einmal die wichtigsten Ereignisse vor Augen zu führen.

Fazit
Entweder man liebt die Bücher von Hamilton oder man hasst sie. Einen dritten Weg wird es wohl nicht geben. Hamilton polarisiert wie kein zweiter Autor. Trotz seiner ausschweifenden und seitenschindenden Art zu schreiben, kann man ihm aber zumindest nicht vorwerfen, er würde langweilige oder uninteressante Geschichten erzählen. Auch wenn handlungstechnisch gesehen im vorliegenden Band noch einiges im Argen liegt, ist das Versprechen auf eine großartige Geschichte vorhanden. Ich zumindest habe meinen Frieden mit dem Autor und seine Art der Fabulierkunst geschlossen.
 


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