Neal Shusterman Scythe 1
Scythe
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»Scythe« (Scythe 1) von Neal Shusterman
Die beiden Jugendlichen Rowan und Citra werden von dem ehrenwerten Scythe Faraday als Lehrlinge aufgenommen . Außergewöhnlich, denn noch nie hat ein Scythe zwei Lehrlinge genommen. Misstrauisch wird dies von den anderen der Zunft beäugt und in einem Konklave beschlossen, dass nur der bessere der beiden den Ring der Scythe erhalten darf. Der andere wird nachgelesen. Obwohl sich Rowan und Citra sehr zugetan sind, müssen sie in einen Wettstreit treten, den sie beide nicht gewollt haben und auch nicht wollen.
Das Coer zeigt eine Scythe, eine Hüter des Todes in all seiner unheimlichen Pracht. Halb in schwarz, halb in gold steht er für den Tod, die endgültige Beendigung des Lebens in einer Welt, in der es keinen Tod mehr gibt. Ich finde das Bild sehr gut zu Titel und Inhalt des Buches gewählt, da es eben nicht nur den grausamen Tod zeigt, sondern mit der Farbwahl auch Hoffnung widerspiegelt.
Neal Shusterman hat einen dunklen, beklemmenden Jugendroman geschaffen. Auf der einen Seite, spricht er von Hoffnung für die Zukunft, da alle Krankheiten besiegt worden sind, Gewalt und Krieg existieren nicht mehr und selbst der Tod wurde bezwungen. Und auf der anderen Seite von Hoffnungslosigkeit und Stagnation: Wonach strebt ein Mensch, der alles hat und dem keine Ziele mehr gesetzt werden können? Ich habe lange überlegt und versucht, mich in diese Welt hineinzudenken. Hineinzufühlen. Gelungen ist es mir nicht wirklich, denn für mich grenzt es an ein Horrorszenario, in einer Welt zu leben, in der das ewige Leben an der Tagesordnung steht, in der meine Handlungen von einem Computerprogramm überwacht werden, in der ich dick oder dünn, alt oder jung sein kann. Aber eins kann ich nicht, ein Individuum sein mit Träumen von einer Zukunft und Zielen, die zum Scheitern verurteilt sind.
Die Handlung ist Shusterman mitreißend und spannend gelungen. Die einzige Angst, die die Menschheit noch hat, ist die vor der Nachlese. Denn selbst wenn man sich umbringt, erreicht man nur einen todähnlichen Zustand, der in modernen Krankenhäusern geheilt werden kann. Außer man wird von einem Scythe nachgelesen, dann ist es endgültig. Doch wie diese Nachlese vonstatten geht, ist individuell: Während der eine eher einen privaten Rahmen sucht und den Auserkorenen Würde gibt, schlachtet der andere seine Opfer regelrecht ab. Was ist richtig?
Ich finde, dass in diese Serienauftakt das Augenmerk des Autors eher auf seinen Protagonisten liegt, als auf den Geschehnissen . Neal Shusterman schreibt zwar spannend, aber zugleich auch intensiv. Ich merke deutlich, dass er eine enge Bindung zu Rowan und Citra eingegangen ist und nicht irgendwelche Personen geschaffen hat; sondern Personen, die ihm am Herzen liegen. Mit eindringlichen Worten gibt er mir die Möglichkeit, beide näher kennenzulernen und ihre Beweggründe zu verstehen und nachzuvollziehen. Ich denke, dass er hiermit den Grundstock seiner Serie gelegt hat, auf der alles andere aufbauen wird.
Mit Rowan hat er einen harten, unbeugsamen Charakter geschaffen, der, egal was kommt, nicht an seiner Aufgabe zerbrechen kann. Rowan steht mit beiden Beinen fest im Leben, auch wenn er während seiner Ausbildung zum Scythe schier mörderische Erfahrungen machen musste. Doch er zerbricht nicht, sondern wächst an ihnen und sucht sich seinen eigenen Weg. Absolut bewundernswert und ich habe Rowan in mein Herz geschlossen.
Auch Citra ist eine Kämpferin. Während Rowan eher dunkel ist, ist sie das Licht. Auch eine Kämpferin, aber stets auf der Suche nach dem Guten. Nicht, dass Citra weich ist, sie ist auf ihre Art genauso unbeugsam und eisern wie Rowan, aber heller.
Durch ihre Gegensätzlichkeit lebt das Buch.
Mein Fazit
Ein Buch über den Tod. Aber mal ganz anders.