Modesitt jr., L. E. Recluce-Zyklus 11
Sturm der Barbaren
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»Sturm der Barbaren« (Recluce-Zyklus 11) von Modesitt jr., L. E.
Modesitt ist bekannt dafür, dass er seine Protagonisten meist als sorgfältige und hingebungsvolle Handwerker zeichnet, die sich ihren Platz in der Welt durch ehrlicher, eigener Hände Arbeit erworben haben.
Nun, in diesem Roman, der für die deutsche Ausgabe leider wiederum künstlich in mehrere Teile aufgespalten wurde, begegnen wir einem jungen Mann, der aus einer begüterten und mächtigen Magierfamille stammt.
Lorn, Sohn eines der bedeutendsten Magier des Königreiches Cyador besitzt eine natürliche Begabung sowohl für die weisse, als auch für die schwarze Magie. Das Establishment der herrschenden Magierkaste siebt alle Magiebegabten sehr sorgfältig. Jeder der, wie Lorn die nötige unkritische Begeisterung und Hingabe an die gefährliche Tätigkeit mit der weissen Chaosmagie vermissen lässt, wird von den Machtpositionen ferngehalten. Obwohl ihn sein Vater immer wieder anspornt, sich ganz der Gabe hinzugeben, geht Lorn seinen eigenen Weg. Er lernt eine Händlerin kennen und lieben, und hilft dieser unerkannt ein eigenes Händlerhaus aufzubauen.
Er selbst wird zunächst für 3 Jahre an die umkämpfte Grenze des Reiches in den Norden zu den Lanzenkämpfern geschickt. Dort, so die Überlegung, soll er im Dienst des Reiches und bei der Verteidigung der Grenzen gegen die Barbaren ruhmreich sein Leben lassen.
Nach den drei Jahren aber gilt er als einer der besten Hauptleute. an der Grenze, die Untergebenen reissen sich darum, unter seiner Führung dienen zu dürfen. Man kommt nicht umhin, ihn zu befördern und versetzt ihn zum nächsten Himmelfahrtskommando an den verwunschen Wald - Fortsetzung folgt.
Modesitt präsentiert uns diesmal einen Plot, der ohne die Konfrontation der beiden Reiche - Recluce versus Candar - auskommt.
Zeitlich weit vor diesen Bänden angesiedelt begegnet uns ein Reich, in dem die Chaosmagie das bestimmende Element des Lebens darstellt. Die Magie in den Batterien betreibt die Fahrzeuge und Schiffe, die auch die entferntesten Ecken des Reiches miteinander verbinden, die Spiegellanzen verschiessen ihre tödlichen Ladungen, und die Türme schützen das Reich. Und doch nimmt vor unseren Augen ein Reich Gestalt an, das in den letzten Zügen liegt. Die Batterien können kaum mehr geladen werden, Intrige und interne Machtkämpfe bestimmen das Leben der Herrschenden, Dekadenz macht sich breit.
In dieser Welt bewegt sich unser Protagonist instinktsicher. Zwar muss er sich den Gegebenheiten meist beugen, weiss sich aber auch oftmals, durch nicht ganz den Gesetzen entsprechende Handlungen zu behaupten.
Nicht so ganz deutlich wird in diesem ersten, relativ dünnen Teilband wohin sein Weg führt. Im Gegensatz zu den bisherigen Bänden des Zyklusses entwickelt und erlebt der Leser diesmal nicht durch die Augen seines Erzählers eine auch diesem fremde Welt, in der es sich zu positionieren gilt. Statt dessen bekommen wir eine Identifikationsfigur die aus dem der herrschenden Schicht stammt, das lntrigenspiel quasi mit der Mutermilch schon eingeflösst bekommen hat.
Der Roman liest sich spannend und kurzweilig, lässt aber bislang letztlich den grossen roten Faden zu einer Climax vermissen. Dies ist sicherlich auch auf die Aufsplittung des Buches in der deutschen Übersetzung zurückzuführen. Die Verlage begründen dies wiederholt mit dem grösseren Umfang den die Romane in der Übersetzung bekommen. Komisch aber dann, dass bei fast allen einschlägigen Verlagen auch Taschenbücher mit über 900 Seiten erscheinen. Hier dürfte der Grund wohl eher darin liegen, dass die hohen Kosten für die Rechte und die Übersetzung, die gerade bei erfolgreichen Zyklen anfallen bei einer Aufteilung eher wieder hereinkommen, als wenn dem Leser ein einziger Band verkauft wird. Lästig aber ist diese Praxis allemal.