Das Kellis-Amberlee-Virus ist mutiert und kann nun auch durch in den Tropen heimische Moskitos übertragen werden. Ein Tropensturm befördert diese hochansteckenden Insekten von Kuba aus auf das nordamerikanische Festland und löst an der Küste Floridas einen Ausbruch unvorstellbaren Ausmaßes aus. Ein weiterer Bundesstaat ist an die Zombies verloren...
Shaun und seine Crew sind bei der Wissenschaftlerin Dr. Abbey untergetaucht. Sie arbeitet schon lange nicht mehr für die amerikanischen Behörden, denn ihrer Ansicht nach kann man ihnen nicht trauen. Sie beschäftigt sich mit der Forschung nach einem Heilmittel für Kellis-Amberlee, der Schlüssel scheint in den Reservoir-Krankheiten, wie beispielsweise retinalem KA, zu liegen. Doch Dr. Abbeys Fokus verschiebt sich, als KA plötzlich durch Moskitos übertragen wird.
Wie ist das möglich? Bisher konnte das Virus sich doch nur in Lebewesen vermehren, die mehr als 25 kg wiegen, und - vor allem - Säugetiere sind?
Meine Erwartungen an den dritten Teil der Newsflesh-Trilogie waren gewaltig: Die Qualität der Vorgängerbände:
Feed - Viruszone
Deadline - Tödliche Wahrheit
hat mich meine Messlatte verdammt hoch anlegen lassen. Da stellt sich natürlich zu Beginn der Lektüre die Frage: Hat Mira Grant ihr Pulver in den ersten beiden Büchern schon verschossen? Oder erwartet mich ein fulminanter Abschlussband?
Zum Glück hat die Autorin mich nicht enttäuscht, Blackout muss sich nicht vor den anderen Büchern verstecken. Im Gegenteil, dieses Buch führt die Trilogie zu einem logischen, schlüssigen, wenn auch schockierendem Ende, das sogar auf eine gewisse Art und Weise für jeden Lesergeschmack ein bisschen was dabei hat.
Wie immer am Ende einer Reihe oder Trilogie bezieht sich meine Rezension im Grunde auch auf die vorhergegangenen Bände, denn erst dann entscheidet sich für mich, ob es sich um eine runde Geschichte handelt oder nicht.
Und hier stimmt einfach alles:
Die Charaktere sind plastisch, man kann sich mit ihnen identifizieren und mit ihnen mitleiden. Es gibt keine heroischen Figuren, denen alles zufliegt. Shaun und seine Mitstreiter müssen einige empfindliche Schlappen einstecken, müssen sich auch mal zurückziehen und ihre Wunden lecken, um dann mit einem neuen Plan weiterzumachen. Sie nerven manchmal, aber sie bringen einen auch zum Lachen oder Weinen - wie echte Menschen eben. Hinzu kommt noch, dass Mira Grant nicht zögert, auch mal einen Charakter aus der Handlung zu entfernen... Das erhöht die Spannung doch ungemein, denn man kann sich nie sicher sein, was mit den Figuren passiert, es ist grundsätzlich alles möglich.
Die Geschichte selbst ist gut durchdacht, logisch aufgebaut und verblüfft den Leser dennoch immer wieder, weil Mira Grant ab und an durch ein Hintertürchen in der Handlung schlüpft, das einem beim Lesen einfach entgangen ist. Die drei Bücher waren keine Sekunde langweilig und trotzdem steigert sich die Spannung mit dem Fortschreiten der Story immer weiter - einfach genial.
Und es gibt auch noch die "Geschichte hinter der Geschichte", Mira Grant thematisiert immer wieder das allgegenwärtige Bedürfnis der Menschen, sich jederzeit vollkommen sicher fühlen zu wollen, gegen alle Unwägbarkeiten der Existenz abgesichert zu sein: In ihrer düsteren postapokalyptischen Zombie-Welt verlässt die überwiegende Mehrheit der Menschen ihre Häuser höchstens noch, um sich in einer Hochsicherheitszone aufzuhalten. Sie fahren zur Arbeit, aber ein Ausflug ins Grüne oder ein Essen auf einer Restaurantterrasse wäre ein untragbares Risiko. Die meisten verpassen ihr Leben, weil sie Angst vor einem Virus haben, dem sie so oder so nicht entgehen können. Deswegen haben Irwins wie Shaun so große Fangemeinden, sie riskieren ihr Leben, um anderen in der Sicherheit ihres Zuhauses das Gefühl zu geben, dass
sie am Leben sind - und nicht wie Zombies nur ihren alltäglichen Trott abspulen.
Mira Grant hat mit ihrem Autoren-Debut in jedem Fall unter Beweis gestellt, dass sie das Zeug zu einer erfolgreichen Schriftstellerin hat, denn sie ist ein großartige Erzählerin.
Sie verknüpft gekonnt verschiedene Genres in ihrer Newsflesh-Trilogie: Polit- und Bio-Thriller mit einem großen Schuss Science Fiction und einer Prise Zombie-Nervenkitzel.
Mich hat sie mit ihrem gewagten Genre-Mix absolut überzeugt, deswegen kann ich nur jedem Raten:
Lesen! Unbedingt.
Nachtrag für alle an der Newsflesh-Trilogie Interessierten: Wenn man an diesen Büchern Interesse hat, sollte man es möglichst vermeiden, die Klappentexte der folgenden Bände oder auch Amazon-Rezensionen zu lesen. Ich habe selbst festgestellt, dass es ein Balanceakt ist, etwas über den Inhalt zu schreiben, ohne auf die wichtigsten Handlungsteile einzugehen und infolgedessen stecken sowohl die Klappentexte als auch die Rezensionen der Leser voller Spoiler.