Kim Paffenroth
Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies
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»Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies« von Kim Paffenroth
Jonah Caine wandert allein durch ein von Zombies überranntes Nordamerika, bis er eine weitere Gruppe Überlebender findet. Diese haben sich in einem Museum eingerichtet und nutzen die dicken Mauern als Schutz vor den Zombies. Jonah will bleiben. Ursprünglich hatte er seine Familie gesucht, konnte sie jedoch nicht finden. Jetzt will er diese kleine Zivilisationsinsel nicht mehr verlassen.
Der spirituelle Anführer der Gruppe ist Milton, der über eine besondere Gabe verfügt. Er erzählt Jonah die Geschichte ihrer Gruppe und ihre gesellschaftlichen Normen. Jeder vollwertige Bürger muss eine Initiation bestehen und außerhalb des Museums nach Gütern suchen.
Jonah nimmt die Herausforderung an und wird bald akzeptierter und geschätzter Teil der Gruppe. Dann stoßen er und ein paar andere bei einem Erkundungstrip auf eine weitere Gruppe von Überlebenden. Bald müssen sie erkennen, dass die schlimmsten Monster nicht die Zombies sind, sondern ihre Mitmenschen, und dass deren Grausamkeit jedes Maß übersteigt...
Dying to Live- ein weiterer Zombieroman? Der Untertitel "Vom Überleben unter Zombies" ist etwas irreführend, denn es handelt sich um keinen fiktiven Ratgeber.
Zwar gibt es auch Zombies und Kämpfe, im Vergleich zu anderen Endzeit-Zombieromanen bleibt Paffenroth jedoch etwas gesitteter- zumindest, bis sie auf die zweite Gruppe Überlebender stoßen. Dort wird dann jedes Tabu gebrochen, um das viele Schriftsteller solcher Romane aus gutem Grund einen Bogen schlagen.
Kampfszenen sind zwar reichlich vertreten, dominieren aber nicht übermäßig. Es wird sehr viel auf moralische und ethische Standards eingegangen (Caine war vor der Apokalypse Englischprofessor). Was treibt die Zombies an und wie muss man ihnen begegnen? Mit Hass oder Respekt vor den Toten?
Bei der Gemeinschaft erfährt Caine, dass sie ihre eigenen Toten, wenn sie als Zombies wiederauferstehen, ehrenvoll bestatten, während "fremde" Zombies von draußen vernichtet oder einfach über die Mauer geschmissen werden. Dies sagt ziemlich viel über die Haltung innerhalb der Gemeinde aus.
Über die Hintergründe erfährt man nichts, es gibt lediglich einen kurzen Exkurs eines Wissenschaftlers, der im Grunde genommen auch nicht weiß, was passiert ist. Paffenroth schreibt sehr gekonnt über das Verhalten von Menschen in Extremsituationen und hat ein spannendes Werk geschaffen- bis zum Ende des letzten Kapitels.
Dann kam der Epilog, den man besser entfernen sollte. Der Autor hat sich anscheinend die fünf oder sechs bestmöglichen Enden herausgesucht und zu einer kitschig-rosaroten-klischeehaften Happy-End-Rührseligkeit verwoben. Musste das wirklich sein? Der Schluss des letzten Kapitels war als Ende völlig ausreichend, der Epilog zieht das Ende ins Lächerliche. Wozu? Ich glaube nicht, dass irgendjemand Zombie-Horror-Apokalypsenromane liest, weil er ein Disney-Ende erwartet.
Ich dachte erst, jemand anders hätte den Epilog noch nachträglich hinzugefügt, aber es scheint so beabsichtigt.
Mal abgesehen vom Epilog fand ich das Buch sehr gelungen, deshalb 4 von 5 Sternen.