Jim Butcher Codex Alera 6
Der erste Fürst
Buchlisten
»Der erste Fürst« (Codex Alera 6) von Jim Butcher
Alle Aleraner haben besondere Gaben und können Elementare zähmen- bis auf Tavi. Doch er ist für Höheres bestimmt...
VORSICHT SPOILER! ABSCHLIESSENDER BAND (ALERA 6).
Die Aleraner befinden sich im Kriegszustand. Zwar konnte Tavi mit den hundeartigen Canim einen brüchigen Frieden vereinbaren und ist mit ihnen nach Canea gesegelt, um der Vordbedrohung dort entgegenzustehen, doch auch Alera selbst wird von den seltsamen Insektenwesen belagert. Die Aleraner können es erst nicht fassen, dass insektoide Wesen ihre großen Heere angreifen- und als sie die Gefahren erkennen, ist es fast schon zu spät.
Gaius Sextus, erster Fürst von Alera, sieht nur noch ein Mittel und opfert fast alles, um seinem Enkel Tavi etwas Zeit zu verschaffen. Doch als Tavi endlich Alera wieder erreicht, haben die Vord praktisch ganz Alera überrannt. Zwischen Tavi und seiner Familie steht das gesamte Vordherr und noch immer können sich die Aleraner kaum auf eine Strategie und einen Anführer einigen. Tavi muss sein ganzes Wissen und seine neu entdeckten Fähigkeiten einsetzen, doch hat er gegen eine solche Übermacht von Wesen, die sich auch noch rasend schnell vermehren, überhaupt eine Chance?
Rezension
"Der Erste Fürst" ist der sechste und abschließende Band der Serie. Man folgte Tavis Leben: erst als Hilfsschäfer, dann ein Student an der Universität der Hauptstadt, schließlich als Soldaten und Kommandanten und letztendlich als legitimen Nachfolger von Gaius Sextus.
Den ersten Band fand ich stellenweise sehr langatmig und habe den zweiten Band nur gelesen, weil ich beide geliehen bekommen hatte. Dieser gefiel mir merklich besser, also lieh ich mir noch den dritten und danach gab's kein Halten mehr. Band 4 bis 6 habe ich in wenigen Tagen verschlungen. Codex Alera ist eine der ganz wenigen Serien, die kontinuierlich besser werden.
Tavis Werdegang ist hochinteressant. Wo alle anderen sich auf die Stärke ihrer Elementargeister verlassen, muss Tavi zunächst ohne diese zurechtkommen, was ihm auch bestens gelingt. Mit Schläue und Mut zur Innovation schafft er es Dinge zu bewerkstelligen, die selbst den stärksten Elementarwirkern unmöglich erschienen. War er zu Beginn noch unbedarft, wird er im Laufe der Bücher auch zunehmend manipulativer und lernt andere zu steuern- nicht nur die Menschen, sondern auch die Canim. Dem aufmerksamem Leser wird schon am Ende von Band 1 klar, wer Tavi wirklich ist, auch wenn alle anderen und er selbst erstaunlich lange brauchen um es zu merken.
Laut Butchers Angaben war der erste Entwurf von Alera eine Art Wette: er sollte aus den beiden Themen "Die 6. Legion" (verschollenes römisches Heer) und Pokemon eine Geschichte verfassen. Butcher hat diese Aufgabe mit Bravour gelöst. Die militärischen und zivilen Gepflogenheiten in Alera ähneln denen der Römer, mit den Elementaren schafft Butcher zugleich etwas Neues. Die Adelsfamilien können sehr viel stärkere Elementare beschwören, weshalb sie nur untereinander heiraten. Tavi sticht heraus, da er sich relativ schnell einen hohen Posten erarbeitet, den normalerweise nur mächtige Wirker besetzen.
Die Charaktere sind sehr schön herausgearbeitet. Mir gefiel am besten Kitai, ein Mädchen aus dem nichtmenschlichen Stamm der Marat, welches mit Tavi geistig verbunden ist. Die höfischen Regeln und Lügen sind ihr fremd. Sie ist offen und ehrlich und hält Tavi häufig selbst einen Spiegel vor, kann ihn manchmal aber auch überzeugen, seine Ideen noch einmal zu überdenken.
Dieser letzte Band enthält sehr viele Action- und Kampfszenen. Butcher musste viele verschiedene Aspekte im Auge behalten- sowohl die Kriegsführung mit Waffen als auch die mit Elementarwirken und zu einem stimmigen Ganzen verknüpfen, was ihm sehr gut gelungen sind. Das Schlachtgetümmel wirkt sehr real. Ohnehin ist die ganze Geschichte sehr plausibel: die Charaktere machen nicht plötzlich aus dramaturgischen Gründen irgendeinen blöden Fehler, um künstlich Spannung aufzubauen.
Man kann mit allen Charakteren mitfiebern, sogar mit der "bösen" Vordkönigin, deren ganze Existenz von den Menschen gestört wurde. Wenn man die Art ihres Erwachens in Betracht zieht, wundert mich Tavis und Kitais Reaktion bzw. ein Ausbleiben derselben. Dies hätte der Autor noch näher beleuchten sollen- schließlich zerfrisst Tavi sich sonst immer vor Schuldgefühlen.
Als Epilog gibt es noch ein Kapitel, das nach dem großen Kampf spielt und zeigt, wie es mit den (überlebenden) Figuren weitergeht.
Fazit
Spannende Handlung, plausible Charakterentwicklung, großartige Kulisse und viele verschiedene Kreaturen, dazu ein Kontinente umspannender epischer Kampf. Was will man mehr! 5 von 5 Sternen.