James Luceno Star Wars
Schleier der Täuschung
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»Schleier der Täuschung« (Star Wars) von James Luceno
Die Terroristengruppe Nebelfront hat es sich zur Aufgabe gemacht, gegen die Handelsföderation vorzugehen. Einer ihrer Söldner ist Arwen Cohl mit seinem Raumschiff Fledermausfalke. Zusammen mit seiner Crew überfällt er ein neimoidianisches Handelsschiff im Orbit um den Planeten Dorvalla und erbeutet eine Ladung wertvolles Aurodium. Qui-Gon Jinn und Obi-Wan Kenobi sind ihm auf der Spur, verlieren ihn aber im Lauf der Aktion wieder aus den Augen.
Andernorts findet im Senat der Republik auf Coruscant eine Debatte statt, wie man zukünftig mit der Handelsföderation verfahren soll. Soll man ihrem Antrag auf Verstärkung der militärischen Mittel stattgeben oder soll man doch lieber die Besteuerung der Freihandelszonen und der Handelsrouten in die äußeren Systeme einführen? Fragen über Fragen.
Nachdem man sich nicht einigen kann, beschließt man auf dem Planeten Eriadu eine Gipfelkonferenz einzuberufen und dort die Debatte fortzuführen. Eriadu entpuppt sich für die Nebelfront als idealer Ort, um dort ein Attentat durchzuführen. Wieder wird Arwen Cohl angeheuert um den Job zu übernehmen. Dann geraten die Dinge jedoch außer Kontrolle.
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Skrupellosigkeit, Unredlichkeit, Bestechlichkeit, den Hang zum Intrigenschmieden, all das zeichnet eine bestimmte Gruppe im Star Wars Universum aus. Nein, wir reden hier nicht von einem Verbrechersyndikat oder der Terroristengruppe Nebelfront, sondern vielmehr von dem Senat der Republik auf Coruscant. Manchmal fragt man sich als Leser, ob das hier wirklich „nur“ SF ist, oder hatte der Autor James Luceno vielleicht doch eine Regierung der heutigen Zeit vor Augen. Oder, anders gefragt: Wieviel Einblick hatte James Luceno beim Schreiben des Buches in die Arbeit der deutschen Bundesregierung?
Nein, Spaß beiseite, Schleier der Täuschung (Original The cloak of deception) ist mal wieder ein Paradebeispiel dafür, warum es mit der Republik abwärts und mit Darth Sidious aufwärts gehen musste. Man nehme einen bestechlichen Senat, einen leicht zu beeinflussenden Kanzler, mische ihn mit einem Jedi-Orden der sich selbst der Passivität verschrieben hat und würze ihn anschließend mit einem Intriganten der gefährlichen Art. Das Ergebnis ist vorhersehbar: Ein hochexplosiver Cocktail, der nur darauf wartet, allen Beteiligten um die Ohren zu fliegen. Und genau das, passiert im vorliegenden Buch. Zwar erheblich weniger actionreich, aber dennoch, trotz einiger Längen, recht gut zu lesen. Genau wie in Darth Plagueis, beschäftigt sich Luceno erneut mit dem Komplex des Handelskrieges. Auf der einen Seite befindet sich die Handelsföderation, welche die Randgebiete beliefert und dabei ihre Profite nicht zu kurz kommen lässt, auf der anderen eine Terroristengruppe namens Nebelfront, die es sich zum Ziel gesetzt hat, die Ausbeuter der Handelsföderation zu vernichten. Was beide jedoch nicht wissen ist die Tatsache, dass sie selber nur Oper einer wesentlich dunkleren und gefährlicheren Macht sind. Ihr Kampf liefert Darth Sidious die Möglichkeit, die Lage in den Randwelten so zu steuern, dass schlussendlich Kanzler Valorum entmachtet und die Lage im Senat sich zu seinen Gunsten wendet. Ein perfides, aber gut durchdachtes, Spiel.
Für Eingeweihte liefert das Buch nicht unbedingt viel Neues, für Neueinsteiger jedoch könnte es sich als recht hilfreich entpuppen. Wer die Vorgeschichte zu Episode 1 gerne näher kennen lernen möchte, ist mit dem Buch gut bedient. Die Fragen was es mit der Handelsföderation auf sich hat und warum sie so unbeliebt ist, wie diese zu einer Droidenarmee kam (immerhin ist sie mehr oder weniger lediglich ein Transportunternehmen) oder auch wie Palpatine zum Kanzler wurde, werden hier beantwortet. Allerdings besteht die Handlung eher aus der Schilderung politischer Intrigen, als aus handfesten Actionszenen. Die gibt es zwar auch, immer dann wenn die Abenteuer des Captain Cohl und seiner Besatzung im Vordergrund stehen, sind jedoch eher zweitrangig. Luceno ist ein guter Erzähler der es gekonnt versteht, die Ereignisse des Buches miteinander zu verweben. Alles was passiert, passiert nicht zufällig. Das zu Anfangs gestohlene Aurodium, welches in den darauf folgenden Geschehnissen nicht mehr weiter erwähnt wird, spielt gegen Ende hin wieder eine große Rolle. Allein hieran merkt man schon, wie gerissen und übersichtlich Darth Sidious seine Pläne schmiedet. Er entpuppt sich als wahrer Meiser der Intrige. Wie er zudem noch Kanzler Valorum mit falschen Ratschlägen beeinflusst ist aller Ehren wert. Er spielt mit ihm – und dem Rest der Republik virtuos. Der einzige der ihn stoppen könnten, ist der Jedi-Orden. Doch dieser hat sich selbst der Nichteinmischung unterworfen. Wie falsch er mit dieser Entscheidung liegt wird ihm im weiteren Verlauf der kommenden Ereignisse, spätestens aber mit der Machtergreifung Darth Sidious, tragisch bewusst.
Der irisch-britische Schriftsteller und Philosoph Edmund Burke hat es einmal treffend auf den Punkt gebracht: „Für den Triumph des Bösen reicht es, wenn die Guten nichts tun!“ Daran sollten wir immer denken – auch, oder gerade, im richtigen Leben.