Glenda Larke Der Bund der Illusionisten 1
Flüsternder Sand
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»Flüsternder Sand« (Der Bund der Illusionisten 1) von Glenda Larke
Tyrans - ein Land, das Schulen bietet, marmorne Gebäude und eine monarchistische Gesetzgebung, in der Recht und Ordnung herrschen sollen und jeder Bürger den gleichen Gesetzen unterliegt, aber auch eine Welt, deren Macht und Reichtum sich auf dem Rücken von Sklaverei begründet.
Kardistan - ein Land mit vielen Härten und seinen ganz eigenen Gesetzen. Ein Volk, dass immernoch im Geheimen von den Magori regiert wird - zauberbegabten Menschen, die nach der Geburt einen Cabochon in ihre Handfläche gesetzt bekommen, der ihre Macht bündelt - angeführt durch den Illusionisten im Kampf gegen die Unterdrückung der Tyraner.
Ligea ist geborene Kardin, wurde jedoch mit 3 Jahren ihrem Elternhaus entrissen und als Tyranerin in einem gehobenen Haushalt aufgezogen und als Frau in die Bruderschaft Tyrans integriert - die stillen Informaten und Integranten, die zum Schutze Tyrans auch vor Mord nicht zurückschrecken. Nun wird sie in das Land ihrer Geburt geschickt um für Tyrans den Illusionisten zu finden und diesen Auszuschalten, damit das wiederspenstige Volk Kardistans sich endlich der Gesetzgebung Tyrans unterwirft. Dieser Aufgabe widmet sie sich mit Eifer und großer Loyalität, doch bald schon muss sie das, an was sie bisher geglaubt hat überdenken und sich zwischen ihrer Erziehung und ihrem Geburtsrecht entscheiden. Wer ist sie wirklich und welches System ist es Wert beschützt zu werden?
Glenda Larke schafft mit "Bund der Illusionisten - Flüsternder Sand" ein Fantasyspektakel mit vielen Gegensätzen, das tiefgehende Fragen aufwirft und alle möglichen moralischen Vorstellungen in seiner Hauptprotagonistin Ligea vereint.
Wie in der Einleitung bereits erwähnt, wird die aus Kardistan stammende und in Tyrans von einem hohen General erzogene Ligea ausgesand, gegen den Führer ihres Ursprungslandes zu handeln und diesen zu Ermorden, damit die Bewohner Kardistans sich endlich dem König Tyrans unterstellen. Doch bei dieser Mission muss sie eine Menge über sich selbst erfahren, dass sie nie vermutet hatte und ihre sonstigen Fähigkeiten bekommen eine ganz neue Dimension. Lest selbst, für welches Land sie sich letztendlich Entscheiden wird und was die Hintergründe ihres Lebens sind.
Zu den Charakteren kann ich folgendes sagen:
Ligea macht im gesamten Geschichtsverlauf eine große charakterliche Wandlung durch. Alles auf das sich ihr bisheriges Leben gestützt hat, alles an das sie jemals geglaubt hat, muss aus einem ganz anderen Blickwinkel betrachtet werden und erscheint daher in völlig anderem Licht. Sie muss ihre Absichten überdenken und herausfinden, wem ihre wahre Loyalität zu gelten hat und was sie mit ihrem Leben erreichen kann, sowie was sie alles gut zu machen hat.
Diese Selbstfindung äußert sich mitunter dadurch, dass sie im Laufe des Buches mehrere Identitäten zugewiesen bekommt. Zu Anfang tritt sie als hochgestellte Bürgerin Tyrans und Mitglied der Bruderschaft auf - Ligea . Während ihrer Einschleusung in das Herz Kardistans hat sie sich selbst als Sklavin Ligeas ausgegeben, die nun vom Sklavendasein durch den Illusionisten befreit sein will - Dyrea . Als die Magori herausfinden, dass sie zu ihnen gehört und ebenfalls Trägerin eines Cabochons ist muss die damalige Kinderfrau der Kardianer versuchen, ihre wahre Identität festzustellen. Es kommen nur zwei mögliche Mädchen, die mit dem aktuellen Alter Ligeas übereinstimmen in Frage - ist sie nun die Nachfahrin ihres damaligen Anführers Solads Sarana , von der jeder glaubt, dass sie zu Beginn des Einfalls Tyrans getötet wurde oder ist sie die Schwester des Illusionisten Temelin, Chirin ? Genau diese Frage wird im mittleren Teil des Buches näher erforscht werden und sich letztendlich aufklären.
Der Selbstfindungsweg wird auch durch die Entdeckung ihrer Gefühlswelt untermauert. Die eher kopfgeleitete Ligea entdeckt, was es heißt wahrlich zu lieben und sich von ihren Gefühlen leiten zu lassen. Zudem wird sie entdecken, dass ihre Fähigkeiten die Gefühle von Menschen zu erkennen und daher Lüge von Wahrheit zu unterscheiden, nicht einzigartig sind.
Temelin ist der Mensch, der sich als aktueller Illusionist bezeichnen darf und der derzeitige mächtigste Magor. Er allein kann mit seinem Schwert neue Cabochons hervorrufen und den Kindern der Kardianer, die die Magie im Blut haben, nach der Geburt mit diesem Ausstatten. Er ist eines der 10 Magorikinder, die damals das Massaker an ihrem Volk überlebt haben und nun darauf hoffen, dieses wieder befreien zu können. Temellin verliebt sich gleich zu Beginn in die angebliche Sklavin Dyrea, offenbart ihr aber erst auf der Reise in die Illusion - ihrem geheimen Rückzugsort - wer wer wirklich ist. Doch sollte Derya ihn nicht heiraten wollen, so wird er die einzige Magori in selben Alter - Pina - ehelichen müssen, da das Blut der Magori sich nicht verwässern darf und gerade jetzt mehr von ihnen im Kampf gegen Tyrans benötigt werden. Temelin (manchmal auch nur Temel oder Tem genannt) ist ein Charakter, der als sehr Lebensfroh und viel lachend beschrieben wird, der sich aber auf Grund mehrerer Ereignisse im Buch langsam zu einem weniger lächelnden und in sich gekehrteren Menschen werden wird. Wie wird er letztendlich auf die wahren Hintergründe Ligeas reagieren?
Pina ist ebenfalls eine Magori, doch im Gegensatz zu allen Anderen misstraut sie Ligea von Anfang an, was sich im Laufe des Geschehens zu Hass ausbildet. Pina liebt Temelin und möchte ihn nicht an Ligea verlieren und ist bereit hierfür alles zu tun, was in ihrer Macht steht.
Brand ist ein asorischer Sklave, der mit 12 Jahren der damals 10jährigen Ligea geschenkt wurde und somit als ihr Eigentum mit ihr in Tyrans aufgewachsen ist. Er besitzt seinen ganz ureigenen Charme und äußerst sich während seines Sklaventums nie wirklich negativ gegenüber Ligea, aber er wendet stets seine eigene Art von Ironie an. Zudem ist er der Einzige, der seine Gefühlswelt komplett vor Ligea abgeschirmt hat. Im Laufe des Geschehens wird er zu einem äußerst wichtigen Charakter, der seine Loyalität klar bei Ligea festlegt - ohne Wenn und Aber, denn für ihn ist diese Frau mehr, als sie ahnen mag.
Die Illusionierer, ein Volk, dass nicht menschlich ist und in der Wüste lebt, haben ein Abkommen mit den Magori vor vielen Jahren geschaffen, in Folge dessen sie den Magori mit der Pubertät ihre Magorschwerter geben, die ganz besondere Fähigkeiten aufweisen . Die Idee der verschiedenen Schwertfähigkeiten haben mich persönlich beeindruckt und mir besonders gefallen - daher möchte ich sie hier noch nicht erläutern, sondern sage, lest es selber. Jedenfalls sind es Wesenheiten, die die Illusion als Rückzugsort für die Magori immer wieder umgestalten. Doch die Bedingung des Paktes für den Schutz zwischen den Magori und den Illusionierern ist noch nicht vollends erfüllt und eine schwere Last liegt auf dem Volk der Magori, von der nur der aktuelle Illusionist oder die Illusionistin selbst wissen kann. Ein Handel, der hoffentlich zur Heilung der pestartigen Auswüchse in der Illusion und somit der auftauchenden Krankheit in der Welt der Illusionierer führen wird - allerdings eine Magorifrau bei Erfüllung erfordern wird, die einen äußerst wichtigen Teil von sich wird opfern müssen.
Alles in Allem ist "Der Bund der Illusionisten - Flüsternder Sand" ein Fantasyspektaktel, das alles Wichtige auf einzigartige Weise in sich vereint. Wir bekommen verschiedene Stadien der Selbstfindung geboten, einen Hauch Magie und den Einblick in etwas völlig Andersartiges, ebenso wie das Spiel um Macht und Reichtum, sowie die Wahl zwischen zwei Völkern und ihrer Lebensweise. Diese Geschichte vermag den Leser zu fesseln und zum Denken anzuregen und ich kann sie nur jedem Fantasybegeisterten ans Herz legen.