Ich habe gerade auch in den letzten Monaten massiv gegen die Unsitte gewettert, Originalromane in der Übersetzung in mehrere Teile aufzusplitten. Um so mehr ist positiv zu werten, wenn gerade ein Verlag, der diese bedauernswerte Praxis fast durchgängig betreibt einmal hiervon abrückt, und dem Leser einen Titel am Stück präsentiert.
Es gibt Autoren, bei denen ich, wenn deren Namen in einer Verlags-Vorschau auftauchen mich bereits im Vorfeld auf spannende Schmökerstunden freue. Dave Eddings, David Duncan und auch Raymond Feist spielen in dieser Liga. Wie wenig andere ihrer Autorenkollegen wissen sie ihre Leser mit der Variation ihrer jeweilige Grundthematik zu faszinieren. Feist´s abschliessender Teil der Krondor Saga führt Junker James, genannt Jimmy die Hand und seine Gefährten erneut gegen die Schergen dunkler Magie. Piraten versenkten vor der Küste ein Schiff der Ishapianischen Kirche. An Bord, die Träne der Götter, das mächtigste magische Kleinod der Welt, das den Kontakt zwischen den Gläubigen und ihren Göttern erst ermöglicht. Naturgemäss sind die unterschiedlichsten Parteien an der Bergung des magischen Schatzes interessiert. So stellen sich unseren Helden Vampire, Dämonen und uralte Mächte entgegen. Es gilt mit Witz und Ideenreichtum, angereichert mit einer kräftigen Prise Fortune das drohende, ultimative Unheil zu bannen.

Geschickt mischt der Autor seine bekannten Protagonisten James und William mit neuen, interessanten Figuren. Wir lernen eine dunkelhäutige Magierin kennen, die nicht nur die Unerhörtheit besitzt, als Frau die Beraterin des Herrschers für Magische Umtriebe zu werden, sondern zudem aus dem verfeindeten Kesh´ianischen Reich stammt. Dann schliesst sich unserer Truppe ein nicht allzu friedfertiger Kriegermönch an, und den Abschluss bildet ein zunächst hasenfüssicher Spezialist für das Heben von versunkenen Schiffen. Sie alle schweissen die gemeinsam durchstandenen Gefahren zusammen.
Wie oben schon erwähnt ist die zugrundeliegende Thematik nicht neu. Es geht, wie so üblich um den Kampf der Streiter für das Gute gegen die drohende Gefahr der Versklavung durch dunkle Götter. Geschickt variiert der Autor seine Plots, mischt frische, unverbrauchte Gestalten mit liebgewonnenen Protagonisten und sorgt so dafür, dass wir uns zwar schnell in der Handlung zurechtfinden, diese aber immer neue Elemente aufweist, die für den notwendigen Reiz und Überraschungsmomente bürgen. Auf diese Weise vermeidet er den Fehler vieler Autoren in ihren Eigenplagiaten für die Leser uninteressant zu werden. Dabei kommt es zu oftmals verlustreichen Kämpfen und Gewalttaten, ohne dass diese zum Selbstzweck ausarten.
Den Leser erwarten keine tiefschürfenden Erkenntnisse oder weltbewegende Aussagen. Zwar macht sich Feist dafür stark, das Schicksal tatkräftig in die eignen Hände zu nehmen, das Böse zu bekämpfen, statt tatenlos zuzusehen und touchiert Themen wie die Gleichberechtigung oder die Akzeptanz und Toleranz gegenüber Minderheiten, doch sein eigentliches Anliegen ist es, seine Fans kurzweilig zu unterhalten. Und dies gelingt ihm auch in diesem Buch wieder auf bewundernswerte Weise.