Christopher Golden
Der Fährmann
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»Der Fährmann« von Christopher Golden
Einst waren Janine und David ein Paar, bis Janine David wegen eines anderen Mannes verließ . Als David erfährt, dass Janine ihr Baby verloren hat und von Spencer getrennt lebt, vergisst er ihren Zwist und steht ihr zur Seite. Alte Gefühle flammen zwischen ihnen wieder auf. Janine stand an der Schwelle des Todes, doch, im Gegensatz zu ihrem Kind, hat sie den Weg zurück in die Welt geschafft. Schon bald wird allerdings klar, dass die junge Frau nicht alleine zurück gekommen ist.
Kommentar:
Spätestens seit Buffy ist mir Christopher Golden ein Begriff. Wenn man die lange Liste seiner Veröffentlichungen anschaut, erkennt man, dass hier ein Meister seines Fachs am Werk ist. In Kombination mit John Howe als Illustrator und Bernhard Kleinschmidt als Übersetzer hat der Leser nun Buch in der Hand, das keine Wünsche offen lässt.
John Howe kennt jeder spätestens seit Herr der Ringe, obwohl es seine Leistungen schmälern würde, ihn lediglich auf dieses bekannte Werk zu reduzieren. Seine Bilder sind beeindruckend und führen den Betrachter in eine andere Welt. Seine Website ist einen Besuch wert. Und wer Stephen King und Dean Koontz liest, dem ist Bernhard Kleinschmidt schon lange ein Begriff für gelungene, lebendige Übersetzungen spannender Romane.
Bevor man sich mit dem Inhalt befasst, zieht einen das Buch schon magisch an . Charon, eine Gestalt aus alten Sagen und Legenden, ziert das beeindruckende Cover. Der Prägedruck und der schwarze Schnitt heischen ebenfalls um die Aufmerksamkeit des zukünftigen Lesers. Und bevor dieser überhaupt erst in die Geschichte eintaucht, blättert er durch dieses staunenswerte Werk der Buchdruckkunst.
Die Geschichte beginnt sehr langsam und der Autor lässt sich viel Zeit, seine Protagonisten vorzustellen. Die Tiefe des Verlusts, der Kummer, die Ängste und ihre Traurigkeit werden innig beschrieben, man sieht David, Janine, Anette und Charles lebendig vor sich. Der Spannungsbogen steigert sich unaufhaltsam und die Verknüpfung aller Erzählstränge schafft ein atmosphärisches Ganzes. Während des Lesens hatte ich oft im Kopf, dass dieses Buch sehr gut als Filmvorlage geeignet ist und man bekommt den Eindruck, dass der Autor dies auch so geplant hat.
David, der Janine nie vergessen konnte, hilft ihr in der Not, ohne Erwartungen oder Hoffnungen. Er liebt sie immer noch, weiß aber, dass sie erst ihren Verlust überwinden muss, um sich wieder der Welt zu stellen. Janine versinkt zunächst in Depressionen, kämpft aber darum, den Verlust ihres Kindes zu verkraften und wieder in der Welt Fuß zu fassen. Ihre Träume von Charon ängstigen sie zwar bis ins Mark, sie glaubt aber zu Beginn nicht daran, dass diese Gestalt real ist. Annette ist das Bindeglied zwischen den beiden Liebenden. Als Lesbe an einer katholischen Schule zu unterreichten, ist nicht leicht. In Hugh Charles, einem Priester, wir hier ein Gegenpart zu ihr geschaffen, was zu lebhaften Diskussionen führt. Alle vier Protagonisten wirken absolut glaubhaft und überzeugend. Ebenso Charon, der seit Äonen einsam in der Unterwelt lebt und nun jemanden gefunden hat, mit dem er diese Einsamkeit teilen möchte. Eigentlich eine tragische Figur, wäre er nicht so erschreckend. Er macht Janine und David das Leben zur Hölle. Erst als sie miteinander reden und ihre Ängste und Visionen offenbaren erkennen sie, wer ihr Gegner ist und sie finden in ihrer Freundschaft und Liebe die Kraft, sich ihm zu stellen.
Zu Beginn der Erzählung liegt der Fokus auf David und Janine , sowie deren Freundschaft zu Annette. Erst ab Seite 200 schleicht sich das Grauen unaufhaltsam auf leisen Sohlen heran. Vor allem Davids Konfrontation mit den Schatten der Vergangenheit wirken sehr gruselig, seine Schuldgefühle geben ihnen eine Art Rechtfertigung.
Fazit:
Sicherlich ist das Buch mit knapp 24 Euro teurer als normale Bücher. Es ist dem Buchheim Verlag hoch anzurechnen, dass er dieses Kleinod in dieser Form auf den Markt gebracht hat und es ist wirklich jeden Cent wert. So schön illustrierte und gestaltete Bücher sind ein Grund, warum ich der Meinung bin, dass ein Ebook nie ein Printbuch ersetzen kann. Dieses Juwel muss man einfach in den Händen halten, genießen und erfühlen.