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Quellette, Piere

Die dritte Plage

  • Autor:Quellette, Piere
  • Titel: Die dritte Plage
  • Serie:
  • Genre:SF
  • Einband:Taschenbuch
  • Verlag:Heyne
  • Datum:00 -
  • Preis:8.95 EUR

 
»Die dritte Plage« von Quellette, Piere


Besprochen von:
 
S.B. Tenz
Deine Wertung:
(4.5)

 
 
Von der Insel Sao Tome vor der Küste Westafrikas wird eine rätselhafte Krankheit gemeldet. Noch weiß niemand das es sich bei dem Auslöser der bevorstehenden Seuche um den Erreger 57a handelt. Eine hypervirulente Abart der Chlamydia psittaci, ein Virus das sich als Auslöser für eine besonders aggressive Art von/der Lungenentzündung verantwortlich zeigt. Insbesondere Menschen und Vögel kommen dabei als Überträger in Frage. Antibiotika sind zwecklos. Die Insel Sao Tome wird unter Quarantäne gestellt und die Menschen einfach ihrem Schicksal überlassen. Aber zu spät. Das Virus hat längst schon den Weg in die gemäßigten Zonen der ganzen Welt gefunden.
Schauplatz USA: Für den Fall eines drohenden Atomkriegs war vorgesorgt. Von nun an aber sieht sich die Menschheit einer völlig anderen strategischen Bedrohung ausgesetzt, für die es keinen Notstandsplan zu geben scheint. Eine neue Art von Waffe, eine Mikrobe die gerade mal einen Viertelmikrometer groß ist und die Erde wie ein zähes Unkraut überwuchert das jedem Versuch, es herauszureißen, widersteht. Das Land wird nicht mehr von rationalen Menschen regiert. Es wird von der Angst beherrscht.
Noch vor dem eigentlichen Ausbruch der Seuche führt das Schicksal in Seattle zwei Menschen zusammen. Der eine ist Dr. Elain Wilkes, eine Genforscherin die als einzige in der Lage ist ein Gegenmittel zu entwickeln. Sie befindet sich auf der Flucht vor ihren skrupellosen Geldgebern, die eine voreilige Rettung der Menschheit unter allen Umständen verhindern wollen um den Preis des Gegenmittels in die Höhe zu treiben. Der andere ist der Cop Philip Paris. Dieser ist seit Jahren schon auf der Jagt nach einem Phantom, dass er den „Vergifter“ nennt. Dieser Vergifter infiziert Menschen auf heimtückische Weise mit Krankheitserregern, die er in Restaurants unter das Essen mischt. Als die Seuche schließlich auch in Seattle ausbricht, sieht dieser wahnsinnige Verbrecher seine große Stunde gekommen.
Währenddessen tötet Erreger 57a zehntausende von Menschen und der Vergifter setzt alles daran, diese Zahl noch weiter in die Höhe zu treiben.
Philip Paris muß nun einerseits Dr. Elaine Wilkes vor ihren Verfolgern beschützen und dafür Sorgen das die Formel für das Gegenmittel in die richtigen Hände kommt, andererseits muß er weiterhin die Spur des Vergifters verfolgen.
Unaufhaltsam dezimiert Erreger 57a indes die Weltbevölkerung auf drastische Weise. Die Apokalypse nimmt ihren Lauf.

Die dritte Plage ist Pierre Ouellettes zweiter Roman, der 1996 als Originalausgabe unter dem Titel, „The third Pandemic“, erschienen ist. Auch sein erster, großartiger Roman, „Die Deus Maschine“, ist im Heyne Verlag erschienen.
Der Autor selbst lebt in Portland, Oregon und ist Mitinhaber einer Werbe- und PR-Agentur, die auf High-Tech Produkte spezialisiert ist. Drei Jahre hat er an seinem zweiten Roman gearbeitet und in dieser Zeit hervorragende Recherche Arbeit geleistet. Herausgekommen ist dabei schließlich ein spannender und fesselnder Thriller, der unter die Haut geht.
Die Idee zu seiner Story ist sicher nicht neu, jedoch verzichtet Ouellette in seiner Darstellung des Themas auf die üblichen Klischees, wodurch sich sein Roman deutlich von ähnlichen Storys abhebt.

„Der genetische Quellcode von Syphilisbakterien, angereichert durch neu hinzugekommene Fähigkeiten von Streptokokken, wird von einer Zelle vagabundierenden Chlamydien absorbiert“. Kurz: Das gesunde Gewebe des Körpers wird geplündert und binnen kurzer Zeit zu einer fauligen Flüssigkeit zersetzt.
Phasenweise liest sich der Roman wie ein Lehrbuch aus der Welt der Biotechnologie, ohne dabei auch nur eine Sekunde langweilig zu werden. Im Gegenteil. Pierre Ouellette läßt den Leser ganz tief in die Welt der Mikroorganismen eintauchen in dem er auf beeindruckende Weise den „Krieg der Bakterien- und Virenstämme“ so detailliert schildert, als wäre eine Schlacht zwischen zwei feindlichen Armeen im Gange, die bemüht sind sich gegenseitig zu vernichten um ein immer größer werdendes Territorium ihr eigen zu nennen. Die Vorstellung das sich all dies tatsächlich in unserem Körper abspielt oder abspielen könnte, läßt einem schon einen kalten Schauer über den Rücken laufen.
Mit Erreger 57a infizierte Menschen werden in Ouellettes Roman zu Apostel der Pathologie eines neuen Zeitalters. Eine dramatische Metapher, die es jedoch auf den Punkt bringt.
Seine Figuren bleiben dabei immer glaubwürdig, wobei die des Cops Philip Paris dabei ganz besonders hervorsticht. Kein Held, kein Übermensch, sondern jemand mit persönlichen Problemen und Schicksalsschlägen, der kurz davor steht, an all dem zu zerbrechen. Erschreckend ist eine Passage im 28.Kapitel des Romans, wo der Autor bezug nimmt auf BSE und das „überspringen“ auf den Menschen beschreibt. Als Ouellette dieses Kapitel schrieb, war diese Theorie noch pure Fiktion.
Heute wissen wir, dass sie (möglicherweise??) etwas wirkliches schildert.
Bleibt nur zu hoffen, dass der Rest dieses Buches das Reich der Fiktion nie verlassen wird.

Fazit: Ein Roman den man gelesen haben sollte. Ein unheimlicher und beängstigender Thriller aus der Welt der Biotechnologie, der den Leser noch lange Zeit beschäftigen wird. Er macht deutlich das es ein Irrglaube der Menschen ist, dass er die Mikroben beherrscht und Infektionskrankheiten nicht mehr ernst zu nehmen braucht. Ein Irrsinn wenn man einmal darüber nachdenkt, dass es tatsächlich (Menschen?) gibt, die in ihren geheimen Labors noch perfektere Mutationen heranzüchten, um diese zu kriegerischen Zwecken gegen die eigene Spezies einzusetzen.
Ein Roman mit Anspruch der nicht nur zu unterhalten weiß, sondern auch zum nachdenken anregt und den Leser vielleicht dazu verleitet sich eingehender mit diesem Thema zu beschäftigen.
Die sehr realistische Darstellung der Ereignisse, die detaillierten Beschreibungen und nicht zuletzt der hervorragende Schreibstil insgesamt, rechtfertigen eine Bewertung von 9.
 


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