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Christoph Marzi

Lyra

  • Autor:Christoph Marzi
  • Titel: Lyra
  • Serie:
  • Genre:Fantasy
  • Einband:Paperback
  • Verlag:Heyne Verlag
  • Datum:02 November 2009
  • Preis:13,00 EUR

 
»Lyra« von Christoph Marzi


Besprochen von:
 
Sachmet
Deine Wertung:
(5)

 
 
Danny Darcy ist verzweifelt. Seine große Liebe Sunny hat ihn verlassen. Sie ist der festen Überzeugung, dass Danny sie betrogen hat. Sie hat es mit eigenen Augen gesehen. Doch der junge Mann ist unschuldig. Er weiß genau, was geschehen ist. Seine Mutter ist eine Sherazade. Sie kann Geschichten erzählen und sie lebendig und wahr werden lassen. Sie hat der jungen Frau erzählt, dass Danny sie betrogen hat und diese Lüge lebt nun in Sunny weiter und wächst.

Nur die Angst um ihr ungeborenes Kind und ihre unheimlichen Träume veranlassen Sunny sich zusammen mit ihrem Mann auf die Suche nach Hilfe zu begeben. Ihre Liebe zu ihm ist ungebrochen und trotz aller Zweifel und Ängste beginnt sie ihm zu glauben. Auch Danny hat das Talent, Geschichten zum Leben zu erwecken, auch wenn diese Gabe normalerweise nur an die Töchter der Sherazaden weiter vererbt wird.

Die beiden jungen Liebenden folgen vielen Hinweisen und Spuren, die sie tief in die Sümpfe von Louisiana führen, wo sie in eine geschickt gestellte Falle laufen, die Dannys Mutter ihnen gestellt hat. Sie, die nie eine Tochter bekommen hat, möchte Macht über das Kind des jungen Paares erlangen, das eine Tochter wird.

Obwohl Danny aus seiner Heimat Schottland geflohen ist und den Kontakt zu seiner Familie abgebrochen hat, scheint ihn der Fluch seiner Kindheit nun zu folgen und das Leben seiner noch ungeborenen Tochter zu bedrohen.

Kommentar:
Nachdem ich die uralte Metropole verschlungen hatte, braucht ich mehr Suchtstoff von Christoph Marzi. ich entschied mich für Lyra. Obwohl dieses Buch völlig anders ist als erwartet, hat es mich ebenfalls in seinen Bann gezogen. Faszinierend ist für mich, wie kunstvoll der Autor die deutsche Sprache zu einer berührenden und poetischen Liebesgeschichte verwebt. Das Buch ist Musik, die Sprache ist Musik, alles ist durchdrungen von Musik. So ist es keine Überraschung, dass Danny ein Musiker ist und eigene Songs verfasst.

In Fabula spielte Colin die Hauptrolle, hier wendet sich der Autor ganz Danny und Sunny zu, Colin wird nur am Rande erwähnt, ebenso die Ereignisse aus der Kindheit der Brüder. Man muss Fabula nicht gelesen haben, um sich in Lyra zu verlieren. Das Buch beginnt langsam und ruhig, doch je mehr die Suche der beiden Verliebten voranschreitet, desto packender wird die Geschichte. Immer wieder kommt es zu Flashbacks, so dass wir erfahren, wie sich die beiden Menschen, die eine Liebe zur Musik verbindet, kennen gelernt haben und wo Danny sich seit dem verlassen seiner Heimat herum getrieben hat. Die Sprache ist melancholisch, zauberhaft, verträumt, sie webt einen Kokon, den man als Leser nicht mehr verlassen möchte.

Das Buch kommt wie ein leiser, ruhiger Song daher, der sich langsam aber unaufhaltsam entwickelt. Lyra ist kaum als Fantasybuch zu erkennen. Wer Schwertkämpfe oder mutige Helden erwartet, wird schwer enttäuscht. Zu allererst ist es eine Liebesgeschichte, eine Liebeserklärung an die Singer und Songwriter unserer Jugend und eine Familientragödie. Gewürzt mit schwarzer Magie, Voodoo und einer Calypso, die stark an Fluch der Karibik erinnert. Wobei Calypso für eine Figur der griechischen Mythologie steht aber auch ein Tanz und eine Musikrichtung ist, womit der Autor wieder Mythen und Musik miteinander verknüpft.

Danny und Sunny gewinnen das Herz der Leser von Beginn an. Der Verlust seiner Liebe führt dazu, dass Danny keinen Song mehr schreiben kann und somit seinen Verpflichtungen gegenüber der Band nicht mehr nachkommt. Sunny weiß rational, dass Danny sie nicht betrügen würde aber sie kommt gegen die in sie gepflanzte Lüge nicht an. Sie versucht, auf eigenen Beinen zu stehen und bricht den Kontakt zu ihrem Ehemann ab. Doch die Sorge um ihre ungeborene Tochter führt zu wieder zusammen und gemeinsam kämpfen sie gegen Helen Darcy, die ihrem Sohn schon früher das Leben zu einer Hölle gemacht hat.

Bei der Covergestaltung ist sich der Verlag treu geblieben. Da die Cover sich sehr ähneln, meint man leider, dass die Bücher alle zu einer Serie gehören. Vielleicht hätte man Fabula und Lyra etwas anders gestalten sollen, damit sie sich von der uralten Metropole abheben. Meine Rezension bezieht sich auf die Softcover Ausgabe von 2009 mit der Illustration von Dirk Schulz.

Eine besondere Zugabe zu dieser wunderschönen Geschichte sind die Songtexte der Dylan Dogs am Ende des Buches, die wunderschön illustrierte Karte im Innencover sowie die Auszüge aus Songtexten zu Beginn eines jeden Kapitels. Man sieht, der Autor gibt sich nicht nur beim Inhalt, sondern auch bei der Gestaltung sehr viel Mühe.

Fazit:
König Schahriyar hätte sicher seine Freude daran . Marzi ist eine männliche Scheherazade, der sicher mehr als 1001 Nächte den Leser erfreuen könnte.
Bitte beachten, dass es sich um eine subjektive Meinung handelt, viele mögen das Buch nicht, weil die Action fehlt aber ich mag ruhige, leise Bücher ebenso wie epochale Zyklen
 


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