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C. E. Bernard

Die Schneekönigin - Kristalle aus Eis und Blut


 
»Die Schneekönigin - Kristalle aus Eis und Blut« von C. E. Bernard


Besprochen von:
 
Elohym78
Deine Wertung:
(4)

 
 
Greta wächst mit ihrer Schwester Ida im hohen Norden auf. Nach dem Tod ihrer Eltern wird sie die Herrin der Burg und ist für die Menschen dort verantwortlich. Sie trifft Entscheidungen, führt mit gütiger Hand und schützt, was sie liebt. Im Winter kann die kleine Gemeinschaft ihr Exil verlassen und über das Eis in die nahe und doch so weite Stadt ziehen und mit den Bewohnern Handel treiben. Doch Jahr für Jahr wird das Eis dünner und die Zeit der Überquerung kürzer. Als Gretas Sohn Unik im Eis einbricht und schwer erkrankt, muss sie einen Weg in die Stadt finden. Gretas einzige Möglichkeit: Die Schneekönigin um Hilfe anflehen, damit sie den Fjord gefrieren lässt. Doch zwischen Greta und der Königin liegt ein beschwerlicher Weg und drei Aufgaben, die sie lösen muss.

Das Cover ist in einem dunklen Blauton gehalten. Darauf die Schneekönigin in einem nachtschwarzen Scherenschnitt in ein wallendes, königliches Gewand gekleidet und eine Krone aus Eis ziert ihren Kopf. Während die eine Hand zu einer Klaue geformt ist, ist die andere menschlich. als ich das Buch das erste Mal sah, zog mich das bedrohliche des Bildes an, die Brutalität und eisige Grausamkeit. Doch während des Lesens veränderte sich meine Anschauung; statt bedrohlich wirkte es vielmehr beschützend. Eine Frau, die bereit ist, alles zu tun, um das zu schützen, was sie liebt. Keine Grausamkeit, sondern eiserner Wille. Ich finde das Bild wunderbar zu Titel und Inhalt gewählt, da es sich verändert und immer neue Möglichkeiten zur Interpretation lässt.

Wenn ich eins liebe, dann sind es neu interpretierte Märchen. Jeder von uns ist mit ihnen groß geworden und hat ein gewisses Bild seiner ganz persönlichen Märchenwelt. Und wenn ein Autor dieses innere Bild mit seinen Lesern teilen möchte, finde ich das wunderbar und immer wieder schön. Dementsprechend neugierig war ich auf das Werk von C.E. Bernard, denn mal ist die Schneekönigin eine böse Hexe und mal eine gütige Frau. Ich hoffe, dass ich nicht zu viel verrate, wenn ich sage, dass C.E. Bernard ihr eine dritte Wendung und damit eine ihr eigene geben konnte.
Allein der Schreibstil war mal wieder außergewöhnlich. Die Urgewalt der Natur schilderte die Autorin lebendig und ich konnte mich ganz in der Einsamkeit und Schönheit des hohen Norden verlieren. Die Wälder, die ungezähmte Landschaft, die klare Luft, die Tiere und der ganz eigene Menschenschlag. Und die von und mit der Natur lebenden Menschen sind wirklich besonders, denn sie schätzen die Gaben von Mutter Erde, wissen um den Wert ihrer Arbeit und nehmen nur so viel, wie sie zum Leben benötigen. Sie ruhen in sich und strahlen eine Zufriedenheit aus, die ich an mir vergeblich suche. Aber sie suchen auch die Verbindung zu der Welt des Übernatürlichen, ehren die Waldgeister, die der Luft und des Wassers und haben eine andere Sicht auf die Dinge. Lieben sie, ist es für immer; verdammen sie, ist Vergebung schwer. Allein davon zu lesen, erdete mich. Aber auch die Abenteuerlust kam nicht zu kurz, die wohl in jedem von uns steckt und auf die ich in dem Buch gehofft hatte.

Wie in jedem guten Märchen muss die Heldin Aufgaben bestehen, um an ihr Ziel zu gelangen. So auch Greta, deren sehnlichster Wunsch es ist, die Schneekönigin zu treffen, damit diese den Fjord gefrieren lässt, um einen Weg auf das Festland zu gewähren. Denn nur dort gibt es Rettung für Gretas Sohn Unik. Doch es ist mehr als eine Reise auf einen Berg. Es ist eine Reise zu Greta selber und das ist die schwerste Prüfung, die sie jemals bestehen musste. C.E. Bernard schildert diese Reise einfühlsam, aber auch mit innerem Druck und eiserner Disziplin, denn Aufgeben ist ein Ding der Unmöglichkeit für ein Mutterherz. Diese unbezähmbare Liebe stellt die Autorin in den Vordergrund und verwob dies gleichzeitig mit einem spannenden Abenteuer.

Mein Fazit

Ein beliebtes Märchen ganz neu interpretiert. Großartig!
 


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